Volveréis
Jonás Trueba, Spanien, Frankreich, 2024o
Die Regisseurin Ale und der Schauspieler Alex beschliessen, sich nach nach 15 Jahren Beziehung, zu trennen. Und das muss gefeiert werden – zumindest, wenn man einem alten Spruch von Ales Vater Glauben schenkt. Der hatte immer behauptet, dass Trennungen und nicht Hochzeiten ein Grund zum Feiern wären. Das Umfeld der beiden hält die Nachricht allerdings für einen schlechten Scherz. Umso entschlossener ist das Paar, mit einer Abschiedsparty alle vom Ende ihrer Beziehung zu überzeugen. Vor allem sich selbst.
Ale und Alex, sie Regisseurin, er Schauspieler, beschliessen, sich nach 15jähriger Beziehung zu trennen. Das Warum, wird kaum erörtert (man spürt jedoch die freudlose Routiniertheit des Paars), das Wie umso mehr: Nach Ansicht von Ales Vaters sollte man keine Hochzeiten, sondern Trennungen feiern. Genauso wollen es Ale und Alex machen: mit einer Abschiedsparty für Familie und Freunde, Buffet und Band. Das Vorhaben löst in ihrem Umfeld Verblüffung, Konsternation, da und dort auch amüsierte Zustimmung aus. Diese Vernehmlassung ist das eine Thema, die eine Idee dieses Films. Reicht sie für fast zwei Stunden? Sofern ein Drehbuch einfallsreich genug ist, ein Regisseur hinreichend entschlossen, ihr tragikomisches Potenzial auszureizen, durchaus. Der frühe Pedro Almodóvar oder aktuell der Rumäne Radu Jude (Bad Luck Banging or Loony Porn), liefern da Beispiele. Der Katalane Jonás Trueba, Sohn des in Spanien erfolgreichen Regisseurs Fernando, zieht sich anders aus der Affäre: Sein Protagonisten-Paar arbeitet an einem Film mit der gleichen Story und den gleichen Figuren wie Volveréis. Eine eben gesehene Szene etwa sehen wir sogleich nochmals am Schnitttisch, inklusive Ales Diskussion mit ihrem Cutter, ob man den Anfang kürzen sollte und wie man den Übergang zur nächsten Szene bewerkstelligt. Und Fernando Trueba persönlich steuert (in der Rolle von Ales Vater) gleich noch die theoretische Unterfütterung mit Büchern des dänischen Beziehungs-Theoretikers Sören Kirkegaard und des amerikanischen Philosophen Stanley Cavell bei: die Selbstreflexion als stellenweise Schwindel erregende, vielleicht auch nur schwindelnde Ausschmückung. Noch lieber wäre uns gewesen, wenn Trueba seinem Sohn die Erzähldevise von Gabriel Garçia Márquez mit auf den Weg gegeben hätte: «Man muss den Stier bei den Hörnern packen!»
Andreas FurlerGalerieo



