Au boulot!
François Ruffin, Gilles Perret, Frankreich, 2024o
Sur le plateau d'une émission de télévision à grande audience, l’avocate parisienne Sarah Saldmann s’emporte sur l'état de la France, décrite comme un «pays d’assistés» et «de feignasses». Le député de gauche François Ruffin lui propose alors de de vivre pendant un mois avec 1'300 €. Contre toute attente, l'avocate accepte de se prêter au jeu. Et découvre la «France d'en bas» et toutes celles et ceux qui tiennent le pays debout.
Der Satiriker François Ruffin, mittlerweile auch Abgeordneter der Linken (La France insoumise) hat sich zum dritten Mal mit seinem Dokumentarfilm-Komplizen Gilles Perret für einen gut angelgten Agitprop-Film zusammengetan. Diesmal beginnt alles mit einer Fernsehdebatte, in der Ruffin mit Sarah Saldmann konfrontiert wurde, einer jungen Pariser Anwältin und Kolumnistin, die eine scharfe Zunge hat, vor allem wenn es darum geht, ihre „faulen“ und von staatlicher Unterstützung „profitierenden“ Mitbürger zu verunglimpfen, aber ein wenig leichtfertig mit ihren Ortskenntnissen umgeht. Wider Erwarten nimmt sie eine Reihe von Praktika in den härtesten und schlecht bezahlten Berufen an, während Perret das Experiment mit seinem Filmteam begleitet: Die Tour de France der prekären Arbeit zeigt sie als Paketzustellerin, Arbeiterin in einem Fischladen, Pflegehelferin, Köchin, Glasfaserverlegin, Landwirtin usw.. Als Miss Saldmann die zermürbende Härte dieser Berufe und die Würde von Menschen sieht, die weniger Glück haben als sie, wird sie vor der Kamera zusehends menschlicher. Sie gibt sogar zu, dass diese Erfahrungen bereichernder sind, als in ihrer Komfortzone zu bleiben. Ist das ein Wunder? Ist es möglich, „die Reichen zu resozialisieren“? Tatsächlich ging das Experiment schief und die Blondine erlitt einen schweren Rückfall. Der daraus entstandene Film mit seiner Mischung aus Kampfgeist, Einfühlungsvermögen und Humor ist umso sehenswerter und zeigt die erschreckende soziale Kluft in Frankreich.
Norbert Creutz