Monsieur Aznavour
Grand Corps Malade, Mehdi Idir, Frankreich, 2024o
Als Sohn von Flüchtlingen, klein, arm, mit verschleierter Stimme, sagte man ihm nach, dass er nichts hatte, um erfolgreich zu sein. Durch harte Arbeit, Ausdauer und einen aussergewöhnlichen Willen wurde Charles Aznavour zu einem Monument des Chansons und einem Symbol der französischen Kultur. Mit fast 1200 Titeln, die weltweit und in allen Sprachen interpretiert wurden, hat er ganze Generationen inspiriert.
Der Sänger Charles Aznavour (1924-2018) hatte Talent. Wie er es schaffte, es in eine Karriere zu verwandeln, ist das Thema dieses ehrfürchtigen Biopics. Die Anerkennung und der Erfolg waren nicht von vornherein sicher: Mittellos, kleinwüchsig und mit einer prominenten Nase ausgestattet, stiess der Sänger (ein überzeugende Tahar Rahim) auch mit seiner belegten Stimme auf Ablehnung. Es gab entsprechend viele Fehlstarts: Die ersten Erfolge im Duett mit dem Komponisten Pierre Roche - der interessantesten Nebenfigur, die durch die Besetzung mit Bastien Bouillon zusätzlich aufgewertet wird - entsprechen nicht Aznavours Ambitionen; der Sänger wird von Édith Piaf (Marie-Julie Baup) unter ihre Fittiche genommen, schafft es aber nicht, aus ihrem Schattens zu treten. Ohne Partner oder Mentor, durch harte Arbeit und Hartnäckigkeit gelingt es dem Sohn armenischer Flüchtlinge, sich auf der Bühne durchzusetzen und selbst die widerspenstigsten Kritiker zum Schweigen zu bringen. Nach seiner legendären Darbietung des Liedes „Je m'voyais déjà“ 1960 im Pariser Alhambra stellten sich letztere auf seine Seite und das Publikum war begeistert. Aznavour gab sich damit jedoch nicht zufrieden: Im Laufe seiner langen Karriere wollte er immer mehr, ein ewig Unzufriedener, der sich selbst und andere gleichermassen forderte - seine erste Ehe mit Micheline Rugel sollte diesem Ehrgeiz nicht standhalten. Wenig geneigt, Krititik an seiner Figur zu üben, zeigt das Biopic die verschiedenen Etappen dieses Weges zum Weltruhm und protzt dabei manchmal mit inszenatorischen Effekten. Aber was macht es schon, wenn die Augen nicht ständig verwöhnt werden? Die Ohren haben mehr als genug zu tun.
Emilien GürGalerieo


