Hit Man
Richard Linklater, USA, 2024o
Der Psychologie-Professor Gary Johnson hat einen neuen Nebenjob beim New Orleans Police Department. Als angeblicher Killer dient er als Lockvogel, um seine Auftraggeber hinter Gitter zu bringen. Für jeden seiner Kunden denkt er sich eine massgeschneiderte Killer-Persönlichkeit aus, so auch für sein erstes Treffen mit der attraktiven Madison, die ihren gewalttätigen Ehemann loswerden will. Als sich Gary in Madison verguckt, gerät sein heikles Spiel aus dem Lot.
Der Amerikaner Richard Linklater gehört zu jenen Taschenspielern unter den Filmregisseuren, die vielleicht keine ausgeprägte Handschrift aber immer wieder einen Trumpf im Ärmel haben, mit dem sie uns einen Film lang betören. Linklaters Lieblingstrumpf ist die lange Dauer, wunderbar gespielt in der Before Sunrise/Sunset/Midnight-Trilogie mit Ethan Hawke und Julie Delpy, die sich über 19 Jahre zog, und in Boyhood, wo man die Mannwerdung eines Buben in Echtzeit erlebte. Für die Krimikomödie Hit Manhat er sich vom verbürgten amerikanischen Psychologiedozenten Gary Johnson inspirieren lassen, der für die Polizei regelmässig in die Rolle eines Auftragskillers schlüpfte und um die sechzig Auftraggeber hinter Gitter brachte. In einem Fall soll Johnson zudem einer Frau aus der Ehe mit einem gewalttätigen Mann geholfen haben. Linklater dichtet zu dieser Episode die kinogerechte Romanze hinzu, bei der sich der angebliche Killer auch gleich in seine Auftraggeberin verliebt und sie von ihrem mörderischen Vorhaben abzubringen versucht – eine krimikomödiantische Goldgrube, weil man sich immer neu fragt, wer gerade wen aufs Eis führt. Das Spiel mit unseren Vorstellungen von einem Profikiller, seiner glaubhaften Verkörperung und den undurchsichtigen Interessen der Auftraggeber wird schon in der Exposition, in welcher der Hit Man (Glen Powell) in allerlei bizarre Verkleidungen schlüpft, mit Lust am Absurden angelegt und beim anschliessenden Techtelmechtel auf heikler Grundlage fintenreich ausgereizt. Nur über die Auflösung, bei der es tatsächlich zu einem unzufälligen Todesfall kommt, bleiben leise Zweifel: Ein Happy End auf dieser Grundlage? Linklater bringt das Trumpfass des schwarzen Humors da nicht ganz leichthändig ins Spiel.
Andreas Furler