Everybody Hates Johan
Hallvar Witzø, Norwegen, 2022o
Johan ist eine Einzelgänger aus einer Kleinstadt, mit der er sich ständig in Konflik befindet. In jungen Jahren verwaist, ist er von seiner Tante und seinem Onkel aufgezogen worden. Seither kämpft er um einen Platz in der Gesellschaft – und mit die unerwiderte Liebe zum Mädchen von nebenan, das er in jungen Jahren fast in die Luft gesprengt hat.
Schon als Bub begleitete Johan seinen Eltern, wenn sie im von den Nazis besetzten Norwegen strategisch wichtige Brücken in die Luft jagten. Dass sie aus freudigem Eifer auch mal die falschen Brücken sprengten, machte seine Familie allerdings eher unbeliebt, zumal sie auch noch Kommunisten waren. Die Strafe kam von selbst, als sie nach dem Krieg beim Entschärfen einer Seemine vor Johans Augen den Tod fanden. Das tat dem Familienhobby aber keinen Abbruch: Auch Johan wanderte zehn Jahre in die USA als Sprengmeister aus, nachdem er seine Geliebte bei einem romantischen Explosionsausflug zur Querschnittsgelähmten gemacht hatte. Dass sie nach seiner Rückkehr nichts mehr von ihm wissen will, ist ihm allerdings unbegreiflich. Die mit viel trockenem Humor in einem sumpfigen, abgeschiedenen Ort angesiedelte Geschichte von Regisseur Hallvar Witzø mit dem überzeugenden, in Norwegen sehr beliebten Pål Sverre Valheim Hagen in der Hauptrolle bedient ein in letzter Zeit beliebtes Genre: schwarze Komödien mit knarzigen, skurrilen männlichen Protagonisten, die sich in einer asterixhaften, urtümlich rauen Dorfgemeinschaft behaupten müssen – siehe The Banshees of Inisherin. Ein politisch garantiert nicht sehr korrektes filmisches Vergnügen, nicht mehr und nicht weniger als das.
Till Brockmann