Wunderland – Vom Kindheitstraum zum Welterfolg
Sabine Howe, Deutschland, 2024o
Als die Zwillingsbrüder Frederik und Gerrit Braun im Jahr 2000 ihren Lebenstraum verwirklichten, ahnten sie nicht, was sie erschaffen würden: das »Miniatur-Wunderland« entwickelte sich nicht nur zur grössten Modelleisenbahn der Welt, sondern mit 1,4 Millionen Besuchern im Jahr auch zu einer der grössten Publikums-Attraktionen Europas. Mit bisher unveröffentlichtem Archivmaterial und aufwendigen Animationen wird das Miniatur- Wunderland zum Leben erweckt.
Das Miniatur-Wunderland in Hamburg ist die grösste Modelleisenbahnanlage der Welt und noch viel mehr: ein ganzes verspieltes Universum mit mehreren, meistens länderspezifischen Landschaften, die von rund 1000 Zügen, 10'000 Autos und 300'000 Figürchen belebt sind. Der Dokumentarfilm von Sabine Howe taucht im wahrsten Sinne des Wortes in dieses Universum ein und versetzt uns mit den Mitteln des Kinos – eleganten Kamerafahrten, klugen Schärfenverlagerungen, schönen Beleuchtungseffekten und Sound Design – in kindliches Staunen, dem man sich selbst als Nicht-Modellbau-EnthusiastIn kaum entziehen kann. Die haptisch-handwerklich gestaltete Welt begeistert fast mehr als 3D-Animationen, wie man sie aus Blockbustern kennt. Eine schöne Idee auch, die Schöpfer, die Zwillingsbrüder Frederik und Gerrit Braun, als animierte Figürchen durch ihre Landschaften streifen zu lassen. Dabei erfahren wir auch von ihrer schmerzlichen Kindheit, die am Ursprung des Wunsches steht, eigene Welten zu erschaffen. Weniger gut dafür, dass in den (allzu) vielen Interviews gefühlte hundert Mal betont wird, dass die Brüder verrückt seien, akribische Tüftler, unermüdliche Phantasten, Genies ... Omnipräsent ist zudem die aus gerade mal zwei Themen bestehende Musikkulisse. Doch dann streift die Kamera wieder durch die Strassen einer Favela in Rio, die mit so viel Naturtreue, Witz und Liebe gestaltet ist, dass einem abermals ganz warm ums Herz wird.
Till Brockmann