Andrea lässt sich scheiden
Josef Hader, Österreich, 2024o
Die Provinzpolizistin Andrea möchte ihre gescheiterte Ehe beenden und in der Stadt eine neue Stelle als Kriminalinspektorin antreten. Nach einer Geburtstagsfeier läuft ihr der Noch-Ehemann betrunken vors Auto. Im Schock begeht Andrea Fahrerflucht. Dann erlebt sie mit Erstaunen, wie ein anderer ihre Schuld bereitwillig auf sich nimmt.
Der österreichische Schauspieler Josef Hader verkörpert in seinen Kabarett-Programmen oft komisch verkrachte Existenzen, die mit ihrer Welt hadern und sich zum Vergnügen des Publikums in irre mäandrierenden Monologen verlieren. Eine Variante davon war in Haders erstem Spielfilm Wilde Maus (2017) zu erleben, wo Hader einen gescheiterten Wiener Musikkritiker auf Rachefeldzug gibt. In Andrea lässt sich scheiden, seinem zweitem Film, spielt Hader eine verwandte und doch ganz andere Figur, die man sofort liebt: einen gebeugten, ungeschickt höflichen Religionslehrer mit Alkoholproblem, einen Mann wie aus der Zeit gefallen. Weil sich dieser Franz für den Verursacher eines tödlichen Autounfalls hält und sofort die Polizei verständigt, trifft er auf die Dorfpolizistin Andrea (Birgit Minichmayr). Diese möchte eigentlich nur weg aus der provinziellen Ödnis, hat aus Versehen aber ihren betrunkenen Ex-Mann überfahren und Fahrerflucht begangen. Nun fühlt sie sich mitverantwortlich dafür, dass sich Franz geradezu begeistert ins eigene Verderben stürzen will. Die Tragikomödie aus der österreichischen Provinz ist geradezu mustergültig getaktet, ein strenger Rhythmus, der perfekt zum lakonischen Humor des Films passt: kein Gramm zu viel, keine Szene zu lang. Hader und Minichmayr, versteht sich, sind wunderbar.
Kathrin Halter