Echte Schweizer
Luka Popadić, Schweiz, Serbien, 2024o
Saad, Thuruban und Andrija sind drei eingebürgerte Schweizer mit unterschiedlichem "Migrationshintergrund" und Offiziere im Schweizer Militär. Aber kann ein echter Eidgenosse sein, wer eine andere Hautfarbe, eine andere Religion oder bloss einen exotisch klingenden Namen hat? Wie üben die drei die Verteidigung eines Landes, das sie nur bedingt akzeptiert? Und würden sie auch gegen ihre Ursprungsländer in den Krieg ziehen?
Luka Popadić ist Filmemacher und Schweizer Offizier. Besonders Letzteres erfüllt ihn mit Stolz, denn er hat einen serbischen Migrationshintergrund. Ausser sich selbst porträtiert sein Dokumentarfilm auch einen Offizier mit tamilischen und einen mit tunesischen Wurzeln. Sie alle sind keine Ausnahmen: Gerade junge Männer aus Familien, die aus Konfliktregionen in die Schweiz gekommen sind, sehen oft mehr Sinn in einer starken Armee als viele alteingesessene Eidgenoss:innen – nur bis in die allerobersten Ränge hat es bislang doch kein Migrantensohn gebracht. Der aufschlussreiche Film zeigt auf, wie nationale, ethnische und kulturelle Identitäten im Umkreis eines authentisch gelebten Patriotismus zusammenfinden können. Augenscheinlich jedoch auch: Als Secondo, der alles richtig machen will und die vorbildhafte Eingliederung der Zugewanderten betont, gibt der Regisseur kritische Stimmen kaum Raum. Trotz zaghafter Ironisierungsversuche erscheint die Armee erscheint über weite Strecken als perfekter Nährboden der Einheit, Integration und einer nationalen Identität.
Till Brockmann