Operation Silence - Die Affäre Flükiger
Werner Schweizer, Schweiz, 2024o
Herbst 1977, der Berner Offiziersaspirant Flükiger wird tot aufgefunden. Wer hat Schuld an seinem Tod? Die Rote Armee Fraktion (RAF) oder die Béliers, die jurassischen Separatisten? War es ein Unfall oder Mord? Nur eines ist klar, es war kein Selbstmord. Der Regisseur begibt sich auf Spurensuche, spricht mit Hinterbliebenen und Zeitzeugen. Sein Ziel: Licht in die mysteriösen Ereignisse bringen, die rund um die Abstimmung passierten, bei welcher der Jura ein eigenständiger Kanton wurde.
Im Herbst 1977 nehmen mehrere Soldaten der Schweizer Armee an einem Orientierungslauf im (damaligen) Berner Jura teil. Alle kehren zurück, nur der aus einer Bauernfamilie stammende Offiziersaspirant Rudolf Flükiger taucht trotzt mehrtägigen Suchaktionen nicht mehr auf. Fast einen Monat später wird seine Leiche auf der französischen Seite der Grenze aufgefunden, zerfetzt durch eine Granate. In einem spannenden investigativen Dokumentarfilm rollt der Regisseur Werner Schweizer den fast vergessenen Fall nochmals auf und zieht dabei das bereits damals morsche Untersuchungsergebnis, es habe sich um einen Suizid genhandelt, arg in Zweifel. Dazu besucht er Archive, durchforstet Zeitdokumente und führt Interviews – auch mit den drei Schwestern des Verstorbenen, die jedoch nicht vor der Kamera stehen wollten und durch die Schauspielerin Sonja Riesen (bravourös) vertreten werden. Schweizer gelingt ein hypothesenreiches Porträt einer Zeit, in der alles politisiert war: Waren am Ende Schmugglerbanden für Flükigers Tod verantwortlich oder jurassische Separatisten oder gar die deutsche RAF?
Till Brockmann