Le Livre des solutions
Michel Gondry, Frankreich, 2023o
Der bipolare und paranoide Filmemacher Marc kann es nicht ertragen, wenn sein aktuelles Projekt von seinen Produzenten auseinandergenommen wird. Clips, die er sich heimlich ansehen konnte, lassen ihn dann auch das Schlimmste befürchten. Obwohl es ihm mit seinem Cutter als Komplizen gelingt, das Filmmaterial zu entführen, um es nach eigenen Vorstellungen fertigzustellen, gerät er dennoch in eine schöpferische Sackgasse, die immer groteskere Züge annimmt.
Michel Gondry setzte sich in seinen Filmen immer wieder mit (subjektiver) Wahrnehmung oder Traum vs. Wirklichkeit auseinander. Eternal Sunshine of the Spotless Mind (2004) oder The Science of Sleep (2006) übersprudeln von verrückten Einfällen, das Verspielte ist Gondrys Markenzeichen. Der Held seines neuen Films Le livre des solutions ist ebenfalls jemand, der von Einfällen nur so gejagt wird – ob er damit je Erfolg haben wird wie Gondry, ist allerdings höchst ungewiss. Marc (Pierre Niney) ist ein Filmemacher mit einem Hang zu Selbstzweifeln und Wutausbrüchen, und da ihm die Koproduzenten des entstehenden Films an einer Sitzung erklären, man habe keinen Schimmer, worum es in seinem Werk gehe, und ihm die Kontrolle zu entziehen drohen, ergreift Marc mitsamt Mitarbeiterinnen und dem (analog gedrehten) Filmmaterial die Flucht. In einem Dorf in den Cevennen, bei seiner geliebten Tante, plant er den Film fertigzustellen – und verliert sich bald in einem Wirrwarr kreativer Einfälle, die seine Mitarbeiter in den Wahnsinn treiben. Anders gesagt: Gondry macht sich in seiner Komödie über einen Typus und ein Milieu lustig, das er selber bestens kennt, auch wenn Gondrys Arbeit nicht annähernd so unprofessionell ablaufen dürfte wie jene seines Antihelden. Die Auflösung der Geschichte ist zwar etwas weniger originell, als erhofft. Vergnügen bereitet sie dennoch, dank liebenswerter Ironie und verspielter Gags.
Kathrin Halter