The Iron Claw
Sean Durkin, GB, USA, 2023o
Die tragische Geschichte einer der bekanntesten amerikanischen Wrestler-Familien: der vier von-Erich-Brüder, die im Texas der späten 1970er Jahre als Footballer, Leichtathleten und hoffnungsvoller Musiker anfingen, von ihrem tyrannischen Vater und einer streng religiösen Mutter aber alle zu Wrestlern umgedrillt wurden und einen hohen Preis für ihre Erfolge zahlten. Im Zentrum steht der älteste überlebende Bruder Kevin. Er ist anfänglich der aussichtssreichste Anwärter auf den Weltmeistertitel, der dem Vater nie vergönnt war und braucht fast zwanzig Jahre, um das toxische Erbe des Patriarchen hinter sich zu lassen.
The Iron Claw (Stahlkralle) war ein Markenzeichen des texanischen Wrestlers Jack Adkisson, der sich in den 1960er Jahren den Künstlernamen "Fritz von Erich" zulegte und als Bad Guy mit Nazi-Allüren Furore machte. Der gleichnamige Spielfilm des gebürtigen Kanadiers Sean Durkin (The Nest) handelt vom eisernen Griff, mit dem Adkisson seine vier sportlich begabten Söhne ab den späten siebziger Jahren in seine Fussstapfen nötigte und zu einer der berühmtesten Wrestler-Dynastien drillte. Auch wer mit den bizarren Machoritualen dieses Showsports nichts anfangen kann, wird sich der fadengeraden Logik des resultierenden Familiendramas nicht ganz entziehen können: Bis auf einen überlebte keiner der Söhne den unbedingten Erfolgswillen des Patriarchen, und während die Brüder ihren Zusammenhalt genossen, zelebrierten und im Ring damit vielfach triumphierten, reihten sich hinter den Kulissen die Katastrophen. The Iron Claw ist ein Working-Class-Drama, das man sich für die Zeit nach 1968 eigentlich kaum mehr vorstellen kann: Die Söhne gehorchen auf Knopfdruck und sprechen den Vater im Konfliktfall mit "Sir" an, die streng religiöse Mutter schaut dem Drama wie der Chor in einer griechischen Tragödie zu. Der Actionkämpe Zach Efron als der letztüberlebende Sohn und späte Gegenspieler des Vaters verleiht seiner Figur Charme und unverhoffte Nuancen. Das Gleiche gelingt Sean Durkin mit dem ganzen Film.
Andreas Furler