Himmel über Zürich
Thomas Thümena, Schweiz, 2023o
Der Heilsarmee-Offizier Fredi hilft Menschen am Rande der Gesellschaft mit Rat und Tat. Seine Schäfchen allerdings, Obdachlose und Randständige, sind vom christlichen Heilsversprechen nicht restlos überzeugt. Sie kommentieren die Vorstellung vom Glück im Jenseits mit Witz und kritischem Verstand.
Thomas Thümenas Dokumentarfilm begleitet Fredi, einen älteren, hingebungsvollen und fleissigen Soldaten der Heilsarmee, sowie mehrere sozial Randständige unter dem Himmel von Zürich – der Titel lehnt sich an ein berühmtes Lied von Zarli Carigiet an. Der Film ist berührend, manchmal erschütternd und doch nicht sentimental. Er veranschaulicht auch Spaltungen und Spannungen an vorderster Sozialfront: jene von einst, als christliche und weltliche Institutionen gefährdete Jugendliche erst recht zu späteren Sozialfällen gemacht haben, aber auch jene der Bevormundung und Herablassung, mit denen Menschen auf der Strasse auch heute begegnet wird. Selbst Fredis herzensgute Sozialarbeit, die aus tiefer Gläubigkeit heraus stets auch etwas Missionierendes hat, wird hinterfragt. So sinniert eines seiner Schäfchen lakonisch: "Was nützt mir die Erlösung im Himmel, wenn ich dann schon tot bin?"
Till BrockmannGalerieo
