Si le soleil ne revenait pas
Claude Goretta, Schweiz, Frankreich, 1987o
Der alte Anzevui, halb Prophet und halb Hexer, verkündet den BewohnerInnen eines abgelegenen Walliser Bergdorfes, dass die Sonne nie mehr scheinen und ihr Dorf im ewigen Winter versinken werde. Die Angst ergreift allmählich von allen Besitz. Nur Isabelle lehnt sich gegen diese Panikmache auf. Es gelingt ihr, verschiedene Dorfbewohner zu überzeugen, sich von der Angst nicht mitreissen zu lassen und gegen die Hoffnungslosigkeit zu kämpfen.
Seit Monaten schon sieht man in einem entlegenen Dorf im verschneiten Wallis keinen Sonnenstrahl. Doch es kommt noch schlimmer: Als man den weisen Anzevui aufsucht, einen Kräuterhexer mit prophetischen Fähigkeiten (gespielt vom über neunzigjährigen Charles Vanel), verkündet dieser, die Sonne werde gar nie mehr scheinen. Glaube und Aberglaube halten sich im Dorf die Waage. Und so verheerend die Botschaft, so vielfältig die Reaktionen: Manche DorfbewohnerInnen reagieren mit Furcht oder Resignation, andere zeigen ein Grundvertrauen ins Leben und die Zukunft. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von C.F. Ramuz, entwirft der Westschweizer Regisseur Claude Goretta (1929-2019) einen parabelhaften und ganz unnostalgischen Berg- und Heimatfilm, der die Seele der Menschen als Einzelne und im gesellschaftlichen Verband erkundet und zugleich die Zeit der Handlung – das Ende der 1930er Jahre – mitreflektiert.
Till Brockmann