The Old Oak
Ken Loach, GB, Belgien, Frankreich, 2023o
The Old Oak ist in einem nordenglischen Bergarbeiterdorf voller Rentner und Arbeitsloser ist nicht nur das letzte Pub, sondern nach dreissig Jahren des Niedergangs auch der einzige verbliebene öffentliche Raum, in dem sich Menschen noch treffen können. Die Lage des Wirts TJ wird noch schwieriger, als die Kneipe nach der ungewollten Unterbringung syrischer Flüchtlinge im Dorf zum Zankapfel wird. Zusammen mit einer ambitionierten jungen Fotografin aus der Migranten-Gemeinschaft will TJ einen Mittagstisch für Mittellose beider Lager einrichten. Doch das ist leichter gesagt als getan.
In seinem erklärtermassen letzten Film kehrt der 87jährige Brite Ken Loach nochmals in das Milieu zurück, das er am besten kennt: In einem kleinen Ort im Nordosten Englands führt TJ Ballantyne (Dave Turner) ein heruntergekommenes Pub, das letztes Refugium von pensionierten oder arbeitslosen Bergbauarbeitern ist. Diese geraten in fremdenfeindlichen Aufruhr, als in der Nachbarschaft mehrere syrische Familien einquartiert werden und sich der gute TJ auch noch zunehmend für die Flüchtlinge einsetzt. Um die Fronten aufzuweichen, wird in einem Hinterraum der Kneipe mit Spenden ein kostenloser Mittagstisch organisiert, zu dem sowohl verarmte lokale Familien als auch jene der Flüchtlinge eingeladen werden. Loach identifiziert einmal mehr treffsicher und einfühlsam eine Reihe gesellschaftlicher Wunden, leistet Aufklärungsarbeit und spendet rundum Verständnis, selbst für den anfänglichen Rassismus der Alteingesessenen. Allerdings wird die aufblühende Mitmenschlichkeit zunehmend sentimental, und auch die suggerierte Parallele zwischen den MigrantInnen und der ehemaligen Bergwerks- und Gewerkschafts-Community – da wie dort Entfremdete, Heimatlose – wirkt etwas forciert. Dazwischen liegt de facto eine Welt.
Till Brockmann