La voie royale
Frédéric Mermoud, Frankreich, Schweiz, 2023o
Sophie ist eine brillante Schülerin. Von ihrem Mathematiklehrer ermutigt, verlässt sie den Bauernhof der Familie, um eine Vorbereitungsklasse für Naturwissenschaften zu besuchen. Zwischen neuen Begegnungen, Erfolgen und Misserfolgen und angesichts harter Konkurrenz wird Sophie klar, dass ihr Traum, am Polytechnikum zu studieren, mehr als nur Rivalität bedeutet, sondern eine echte Herausforderung für den sozialen Aufstieg.
«Was führt dich hierher, die Macht oder das Geld?» wird Sophie von einer Kommilitonin gefragt. «Es gibt noch anderes, nicht?» erwidert sie. Sophie besucht auf Anraten ihres Mathematiklehrers eine Vorbereitungsklasse in Lyon, die ihr dank knallhartem Training den Zugang zur Pariser Ecole Polytechnique ermöglichen soll – in eine jener exklusiven Institutionen also, wo die Eliten des Landes ausgebildet werden. Zwar findet die hochbegabte Sophie unter den Mitschülern schnell Anschluss, dennoch wird sie im extrem kompetitiven Umfeld von Selbstzweifeln erschüttert, «einem Gefühl der Illegitimität oder Hochstapelei“, wie es der Westschweizer Regisseur Frédéric Mermoud in einem Interview treffend formuliert. Diese Gefühle dürften auch damit zu tun haben, dass die junge Frau, anders als ihre meist männlichen Kommilitonen aus meist reichen Familien, aus einer (ihr wohlgesinnten) Bauernfamilie stammt. La voie royale schildert Sophies Entwicklungsgeschichte, auch dank der ausgezeichneten Hauptdarstellerin Suzanne Jouannet, glaubwürdig und dramaturgisch abwechslungsreich, auch wenn die Dialoge nicht immer ganz frei sind von plakativen Merksätzen. Die physikalischen Übungen übrigens sind wissenschaftlich verbürgt, auch wenn man als Zuschauerin kein Wort versteht.
Kathrin Halter