Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht
Edgar Reitz, Deutschland, 2013o
Der deutsche Regisseur Edgar Reitz gibt seinem gewaltigen «Heimat»-Zyklus (1984-2006) eine Vorgeschichte. Die führt in die elend harten 40er-Jahre des 19. Jahrhunderts und wieder nach Schabbach im Hunsrück, wo Jakob Simon, der Sohn des Schmieds, den sie den Indianer nennen, von Brasilien träumt und von der tropischen Freiheit. (züritipp)
An den Träumen zerrt aber die Schwerkraft der deutschen Realität. Das ist Jakobs Tragik, dieser Widerspruch treibt ihn um in einem wunderbar differenzierten, erdenschweren Historienfilm. Und item: Hier wird Geschichte lebendig in ihrem poetischen Schwung und ihrer behäbigen Prosa.
Christoph SchneiderAchtzig Jahre vor "Heimat" zeigt Edgar Reitz das Leben der Familie Simon im neunzehnten Jahrhundert. Hunger und Elend ziehen die Leute vom Hunsrück in die Ferne. Der Film ist ein Abschiedsreigen - und entdeckt in einem Mikrokosmos eine endlose Welt, in jeder Heimat schon eine andere. Reitz' vierstündiges Meisterwerk in schwarz-weiß konkurriert mit Murnau, Orson Welles, John Ford und Gabriel García Márquez. Unvergesslich.
Philipp Stadelmaier