Los reyes del mundo
Laura Mora, Kolumbien, Frankreich, Luxemburg, 2022o
Fünf Jugendliche leben familienlos auf den Strassen von Medellín und halten stets zusammen. Als einer von ihnen von der Regierung ein Stück Land zugesprochen bekommt, das früher seiner Grossmutter gehörte, ehe diese von Paramilitärs vertrieben wurde, brechen sie zu einer Reise in die Provinz auf, die mit vielen Gefahren verbunden ist. Unterwegs begegnen ihnen Menschen, die ihnen helfen, sie aber auch vor den Unwägbarkeiten ihres Unterfangens warnen. Der Film nutzt die kolumbianische Natur als Background und erzählt von der Suche nach Glück und Gerechtigkeit.
Seit den 1990er Jahren ist das Roadmovie auch in Lateinamerika ein beliebtes Genre, um die Realitäten eines Landes in den Bewegungen und Begegnungen einer Reise zu erkunden – El viaje (Alberto Solanas, Argentinien 1992), Central do Brazil (Walter Salles, Basilien 1998) oder Sin Nombre (Cary Fukunaga, Mexiko/USA 2009) sind nur einige Titel, die international Beachtung fanden. Auch Los reyes del mundo könnte zum Klassiker avancieren: Fünf Strassenjungen aus Medellín machen sich auf, ein lange enteignetes Stück Land zu reklamieren, das die Grossmutter einem der Jungen vermacht hat. Die halbstarken Protagonisten wirken manchmal bedrohlich, doch die meiste Zeit verspielt, verletzlich und verloren. Noch unberechenbarer und dadurch viel gefährlicher ist jedoch die kolumbianische Realität, mit der sie auf der Reise konfrontiert werden. Jahrzehnte des Bürger- und Drogenkriegs, des Machtmissbrauchs, der Korruption und Gewalt liegen wie eine bleierne Decke über dem Land. Autorin und Regisseurin Laura Mora entwickelt die Geschichte mit Verstand und Raffinesse: mal hart, dokumentarisch-(neo)realistisch, dann wieder in einer kontemplativen, magischen und – zuweilen – auch etwas strapaziösen poetischen Bildsprache. Eindrucksvoll ist das Werk jedoch allemal.
Till Brockmann