The Mies van der Rohes
Sabine Gisiger, Schweiz, 2022o
Eine weibliche Familiensaga zur Zeit des Modernismus, erzählt von den Frauen, die den ikonischen Architekten Mies van der Rohe (1886 – 1969) umgaben. Seine Frau Ada, seine Töchter Georgia, Manna und Traudel sowie seine Geliebte Lilly Reich nutzten die Chancen der neuen Arä ab 1920, während sie gleichzeitig unter den Zwängen der alten Muster litten. Als Mies 1938 in die USA emigrierte, mussten sie allein gegen die Barbarei des Nationalsozialismus und des Krieges kämpfen.
Hinter jedem berühmten Mann steht laut Voksmund eine starke Frau. Auf den Bauhaus-Architekten Ludwig Mies van der Rohe (1886–1969) trifft dies gleich mehrfach zu. Gemäss neuerer Forschung stammen die Entwürfe für seine Möbel und Designstücke wohl eher von seiner zweiten Ehefrau Lilly Reich; mit den "van der Rohes" von Sabine Gisigers Dokumentarfilm sind denn auch vornehmlich die weiblichen Familienmitglieder gemeint: Die Ehefrauen und besonders die Tochter und Tänzerin Georgia van der Rohe, auf deren Tagebuch der Film basiert. Er bietet eine feminine Sicht auf moderne Lebens- und Emanzipationsgefühle im patriarchalen und nationalsozialistischen Gegenwind. Spannend ist zudem die dokumentarische Form: Neben schönem Archivmaterial besticht Gisigers "postumes Interview" mit Georgia, die von Katharina Thalbach verkörpert wird.
Till Brockmann