R.M.N.
Cristian Mungiu, Rumänien, 2022o
Kurz vor Weihnachten kehrt Matthias von Deutschland in sein rumänisches Heimatdorf zurück, um sich mehr um seinen von Ängsten geplagten kleinen Sohn und um seinen alten Vater zu kümmern. Zudem will er seine Ex-Freundin Csilla wiedersehen, die mittlerweile eine kleine Fabrik leitet. Als dort neue Arbeiter aus Sri Lanka eingestellt werden sollen, gerät das vermeintlich friedliche Dorf in Aufruhr: Warum Fremde holen, wenn schon die Einheimischen zu wenig Arbeit haben?
Was erwarten wir vom Kino? Unter anderem, dass es uns Nachrichten aus der heutigen Welt liefert, zumindest für diejenigen, die nicht mehr fernsehen. Der rumänische Filmemacher Cristian Mungiu, 2007 Gewinner der Goldenen Palme mit 4 Monate, 3 Wochen, 2 Tage, steht unmissverständlich für diese Auffassung von Filmkunst. Dies belegt auch sein neues Drama R.M.N., das 2022 ebenfalls in Cannes lief und dem Europa der Gegenwart magistral den Puls fühlt. Der Schauplatz: ein multiethnisches Dorf in Transsylvanien. Die Figuren: ein Arbeiter, der vor seinem Job in Deutschland geflohen ist, die Assistentin einer Firmenchefin, die kurz davor steht, zwei Arbeiter aus Sri-Lanka anzustellen und ein Franzose, der im Auftrag der EU die Biodiversität der rumänischen Wälder erforschen soll. Der Kontext: das neoliberale Europa von heute und die Identitätsbewegungen, die überall auf dem Kontinent wuchern. Die Schlussszene, eine Dorfversammlung, in der über das Schicksal der beiden Singalesen entschieden wird, ist in einer einzigen beeindruckenden Einstellung gefilmt. Vielleicht ist das Kino noch immer die beste Sprache, um über die Realität nachzudenken.
Emilien GürR.M.N. est une œuvre complexe et politique, qui entre en résonance avec son temps et pousse le spectateur à s’interroger et prendre part aux grands enjeux de notre époque.
Léo OrtunoEn donnant naissance à une famille décomposée au cœur d’un village de la Transylvanie, Cristian Mungiu décrit avec force la déchirure d’un pays qui s’abandonne au racisme et au nationalisme. Un film sidérant.
Laurent CambonAvec son naturalisme qui parfois tutoie l’étrange, voire le fantastique, ses dialogues brillamment écrits et son interprétation convaincante, la fable sociale sombre et complexe que Cristian Mungiu signe s’avère une fascinante expérience.
Baptiste Thion