De noche los gatos son pardos
Valentin Merz, Schweiz, 2022o
Eine Crew dreht einen erotischen Kostümfilm auf dem Land, als Valentin, der Regisseur, plötzlich verschwindet. Während die Polizei ermittelt, gehen die Dreharbeiten weiter, werden aber immer seltsamer. Robin, der Kameramann und Geliebte des Regisseurs, folgt einem Versprechen und gelangt an den mexikanischen Pazifik.
Zwei Männer umarmen sich unter einem Wasserfall, eine Frau reibt ihren Körper an Felsen, andere giessen Milch über Pflanzen, alles in Zeitlupe gefilmt zur italienischen Version des Schlagers "Aline": Der Zürcher Valentin Merz hält mit diesen sexuellen Metaphern voller Camp-Ästhetik unübersehbaren Einzug in die Filmwelt. Unnötig zu sagen, dass wir schon bravere Kinodebüts gesehen haben. Der junge Filmemacher hätte es glatt bei den wenigen, schnell aufgezählten Bildern belassen können, schon so hätte er einen vor Kühnheit sprudelnden Kurzfilm geschaffen. Aber es musste weitergehen. Ausgehend von dieser Anfangssequenz erzählt Merz die Geschichte eines Regisseurs, der während der Dreharbeiten zu einem freizügigen Kostümfilm ohne Erklärung verschwindet, ähnlich wie Monica Vitti in L'avventura (mit dem Unterschied, dass das eisige Milieu von Antonioni die perfekte Antithese zu Merz' queerer Welt ist). Die Polizei mischt sich ein, die Ermittlungen nehmen ihren Lauf; sie führen natürlich in die Irre, weil der Film mehrere Spuren legt und Haken schlägt, respektlos, frei und vor allem unwiderstehlich lustig. De noche ... ist gleichzeitig eine Queer-Fantasie, ein Kriminalfilm und eine makabre Komödie oder: eine Art von Kino, die zugleich radikal und zugänglich ist.
Emilien Gür