Fragile
Emma Benestan, Frankreich, 2021o
Az arbeitet bei einem Austernzüchter in Sète. Er kennt die Austern in- und auswendig und öffnet sie zu Hunderten. In einer von ihnen versteckt Az einen Ring, um seiner Freundin Jess einen Heiratsantrag zu machen. Doch «Ja» sagt sie nicht. Zum Glück ist seine Clique bereit, ihm zu helfen den Kopf aus dem Sand zu ziehen und das wahre Leben zu sehen.
Jugendliche, Sommer, Meer und südliches Licht: eine leichte Komödie? Fragile ist gleichzeitig mehr und weniger als das. Mehr: eine einfühlsame Erzählung darüber, was es bedeutet, ein junger Mann zu sein, wenn man in südfranzösischen Sète in einem einfachen Milieu aufgewachsen ist, wenn die Liebe einen aus dem sozialen Umfeld reisst und ein Austernteller und ein Heiratsantrag einen wieder dorthin zurückbringen. Weniger: ein Film, der diese Themen nur touchiert. Die französisch-algerische Debütantin Emma Benestan hat grosse Ideen (über Liebe, Männlichkeit, Klassenverhältnisse), die sie in die kleine Form des Teenagerfilms steckt, der seinerseits eine Spielart der romantischen Komödie ist. Doch dann erinnert sich die Regisseurin daran, dass das Kino auch mit sich bewegenden Körpern, Lichtern in der Nacht und sich treffenden Blicken bestens auskommt.
Émilien GürWenige Genres funktionieren so schematisch wie Liebeskomödien, aber die Version der französisch-algerischen Regisseurin Emma Benestan überzeugt mit Witz und schnellen Alltagsdialogen. Auch die Kameraarbeit geht über das Formelhafte hinaus. Erfrischend ist vor allem die Hauptfigur Az, ein sanfter und linkischer Typ, der ein gewöhnliches Leben führt, aber ein bisschen Nachhilfe in Sachen Sinnlichkeit und Bestimmtheit braucht. Ein algerisches Dirty Dancing nennt die Regisseurin ihren Erstling; besetzt ist er fast ausschliesslich mit jungen Darstellerinnen und Darstellern mit maghrebinischem Hintergrund – aber ohne dass die Fragen von Integration eine Rolle spielen würden.
Pascal BlumPremier long-métrage signé d’une native de Sète, Fragile épate et fait rire avec sa manière d’appréhender des sujets sérieux – la fin de l’amour, la remise en question de la masculinité, les différences sociales… – par l’humour.
Renaud Baronian