Avec amour et acharnement
Claire Denis, Frankreich, GB, 2022o
Sarah und Jean lieben sich, sie leben seit mehreren Jahren zusammen. Es ist eine Liebe, die sie glücklich und stärker macht. Eines Morgens jedoch trifft Sarah zufällig auf ihren ehemaligen Liebhaber François, diesen François, der ihr Jean vorgestellt hat, diesen François, den sie ohne zu zögern für Jean verlassen hat.
Sarah (Juliette Binoche) und Jean (Vincent Lindon) sind seit zehn Jahren zusammen, ein glückliches und eingespieltes Paar. Fast täglich versichern sie sich gegenseitig ihrer Liebe. Als Sarahs früherer Liebhaber und zugleich Jeans ehemaliger Geschäftspartner nach langer Abwesenheit wieder in ihr Leben tritt, werden diese verbalen Zuneigungsbekundungen sogar noch eindringlicher, was ebenso auffällig wie verdächtig ist. "Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen" lautet ein bekanntes Faulkner-Zitat. Die von Claire Denis erzählte und zusammen mit der französischen Autorin Christine Angot geschriebene Beziehungs- und Dreiecksgeschichte, die in Berlin 2022 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde, wirkt simpel, fast schon altmodisch, wäre da nicht die Tatsache, dass so fundamentale Themen wie Liebe, Eifersucht und (Selbst-)Lüge gar nie an Aktualität einbüssen können. Erst recht nicht, wenn sie mit so viel psychologischem Spürsinn, einem eingespielten Schauspielensemble, aber auch geschickt platzierten erzählerischen Leerstellen inszeniert sind. Avec amour et acharnement beweist einmal mehr, dass glaubhaft erzählte Liebesdramen zur DNA des französischen Kinos gehören.
Till BrockmannSe jouant des notions de cinéma bourgeois ou d’auteur, des codes et des attentes, quitte à exagérer et à en exaspérer certains, par une cinéaste casse-cou et sans concessions, prenant ici, peut-être plus encore que dans High Life, de réels risques pour dresser son protocole passionnel de la manière la plus juste et vibrante qui soit.
Jérôme d’Estais