Semret
Caterina Mona, Schweiz, 2022o
Semret lebt mit ihrer Tochter Joe in einer kleinen Wohnung in Zürich. Seit sie vor vielen Jahren aus Eritrea geflüchtet ist, versucht die junge Mutter ihrer vierzehnjährigen Tochter ein gutes Leben in der Schweiz zu ermöglichen. Dafür arbeitet sie im Spital und hofft, für die Hebammenausbildung zugelassen zu werden. Doch plötzlich droht das geschützte Leben, welches sie aufgebaut haben, in sich zu zerfallen.
Mit rund 30'000 Personen ist Eritrea das Land mit den meisten anerkannten Flüchtlingen in der Schweiz. Der Erstlingsfilm der Tessinerin Caterina Mona basiert auf intensiven Recherchen in dieser Diaspora, wenn auch die Geschichte mehrheitlich fiktional ist. Erzählt wird von einer schwierigen Mutter-Tochter Beziehung, die besonders unter der Verschlossenheit der Mutter leidet: Ihre Integration ist ebenso das Produkt ihres starken Willens als auch ständigen Leugnens und Verdrängens. Die Traumata der Frau, die in der Geburtsabteilung eines Zürcher Spitals arbeitet, bewirken, dass sie sich sogar von der eritreischen Community fernhält, ebenso, dass sie die Lebenslust ihrer Tochter im Teenageralter ständig zurückbindet. Der Film ist überzeugend mit der eritreischen Sängerin und Schauspielerin Lulu Mebrahtu besetzt und gewährt einen schon fast dokumentarischen Einblick in das Leben dieser präsenten, doch recht unbekannten Gemeinschaft in der Schweiz. Nur die Zugeknöpftheit der Hauptfigur wird manchmal selbst für den Film zum dramaturgischen Problem.
Till Brockmann