Top Gun: Maverick
Joseph Kosinski, USA, 2022o
Der Navy-Testpilot Maverick hat die Wegbeförderung vom Cockpit an den Bürotisch seit langem trickreich umgangen. Als er es mit dem Eigensinn zu weit treibt und einen einen Testjet zum Absturz bringt, wird er als blosser Ausbildner strafversetzt zu den jungen Elitepiloten, welche die Urananreicherungs-Anlage eines Schurkenstaats ausschalten sollen. Gegen alle Widerstände seiner Schützlinge und Vorgesetzten erbringt Maverick den Beweis, dass nur er das Himmelfahrtskommando anführen kann. Gleichzeitig ringt er um die Gunst seiner alten Flamme.
1986 gehörte das Militärpiloten-Vehikel Top Gun zu den ersten Hollywood-Filmen nach dem Vietnam-Debakel, die sich wieder offen zum amerikanischen Hegemonialstreben mit militärischen Mitteln bekannten und das Endrüsten des Kalten Krieges einläuteten. Nebenbei katapultierte die Saga von den tollkühnen Kampfpiloten den 24-jährigen Tom Cruise in die Liga der Weltstars. 35 Jahre später setzte sich der knapp Sechzigjährige als kommandierender Produzent noch einmal an die Spitze der Fliegerstaffel und verabreichte den im Corona-Koma liegenden Kinos rund um den Globus eine Revitalisierungsspritze, die mit einem weltweiten Einspielergebnis von 1.5 Milliarden Dollar noch wirksamer war als die Bond-Folge No Time To Die. Das Erfolgsrezept: Gutes altes, kaum gebrochenes Heldentum und Mackergehabe à discrétion – auch die sehr vereinzelten Frauenfiguren verhalten sich in diesem Männermilieu konsequent burschikos – und eine PR-Maschinerie, die unablässig betonte, dass die spektakulären Flugaufnahmen alle echt seien und nichts herbeidigitalisiert werde. Mit andern Worten: Ein konsequenter Aufstand der Machos und der Maschinen gegen die Verunsicherung durch Feminismus, Wokeness und Digitalisierung. Nach all dem darf angefügt werden: Die Story inklusive Luftkämpfe auf Sicht ist im Zeitalter der Fernlenkraketen absurd, doch als Actionmaschine nach alter Väter Sitte läuft der Film wie geschmiert.
Andreas FurlerGalerieo
