The Angels' Share

Ken Loach, GB, Frankreich, Belgien, Italien, 2012o

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Robbie, ein junger, mittelloser und straffällig gewordener Vater wird zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert. Dank eines engagierten Sozialarbeiters, der ihn in eine Destillerie mitnimmt, entdeckt er seine feine Nase und eine neue Leidenschaft: Single Malt Whisky. Um seiner Familie eine bessere Zukunft zu ermöglichen, schmiedet Robbie einen abenteurlichen Plan: Irgendwo in den schottischen Highlands soll noch ein kleines Fass kostbarsten Whiskys existieren, den er zusammen mit drei Freunden stehlen möchte.

Aus dem bärbeissigen Klassenkämpfer Ken Loach wird langsam ein richtiger Wohlfühlfilmer. Man könnte die Nase rümpfen über das märchenhafte Heilsversprechen, das Loach für die Gesellschaftsverlierer zusammenfabuliert, doch der Film ist so süffig, dass er selbst radikalen Rationalisten das Herz erwärmen dürfte.

Andreas Scheiner

Ein junger, körperlich eher schmächtiger Glasgower Hitzkopf, der mit der Tochter seines Todfeinds ein Kind erwartet, wird mit drei weiteren Jugendlichen zu gemeinnütziger Sozialarbeit verurteilt. Dank eines engagierten Sozialarbeiters entdeckt er, dass er eine feine Nase für Whisky besitzt, und heckt einen verwegenen Plan aus, wie ein einziges Fass Single Malt die Tür zu einer besseren Welt aufstoßen könnte. Eine erfrischend zupackende Komödie, die dramaturgisch zwar in mehrere Teile zerfällt, aber ein so erdiges Loblied auf Solidarität und Mitmenschlichkeit anstimmt, dass man sich der beglückenden Katharsis einer späten Gerechtigkeit nicht entziehen kann.

N.N.

Galerieo

Tages-Anzeiger, 27.11.2012
Im Whisky liegt die Kraft

Von Fabian Kern

«Das schmeckt wie Scheisse. Kann ich etwas Cola dazu haben?» Wer dies beim Trinken eines teuren Single Malts sagt, ist bei Whisky-Liebhabern unten durch. Der Klein-Kriminelle Robbie (Paul Brannigan) hat aber zunächst auch andere Sorgen, als sich für das schottische Nationalgetränk zu interessieren: Seine Freundin Leonie (Siobhan Reilly) erwartet ihr erstes gemeinsames Kind, weshalb er sein von Gewaltexzessen geprägtes Leben grundsätzlich ändern will. Doch guter Wille allein reicht nicht, wenn man im von Arbeitslosigkeit gebeutelten Glasgow als Vorbestrafter auf Bewährung einen Job sucht und einem die Mitglieder des rivalisierenden Familienclans an jeder Strassenecke auflauern. Jedes Vergehen würde einen längeren Gefängnisaufenthalt nach sich ziehen.

Deshalb kann Robbie von Glück sagen, dass sich der engagierte Sozialarbeiter Harry (John Henshaw) seiner annimmt. Und ihm besagten Whisky vorsetzt. Der fehlbare Jungvater beginnt sich mit dem edlen Destillat auseinanderzusetzen, und bald stellt sich heraus, über welch feine Nase Robbie verfügt. An einem Whisky-Seminar in Edinburgh, an welches er Harry begleitet, hört der junge Schotte vom legendären Single Malt «Malt Mill». Das letzte Fass des teuersten Whiskys der Welt soll in den Highlands versteigert werden, was Robbie auf eine kühne Idee bringt. Zusammen mit drei Leidensgenossen aus seiner Bewährungsgruppe will er ein paar Flaschen dieses edlen Tropfens abzapfen und mit dem Erlös die Tristesse des Glasgower Arbeiterviertels hinter sich lassen. Eine riskante Reise beginnt…

Wenn Ken Loach draufsteht, ist auch Ken Loach drin. «The Angels’ Share» wird als Komödie angepriesen – was sie auch ist –, weist aber sehr ernste Untertöne auf. Der Brite Loach («Looking for Eric», «Sweet Sixteen», «My Name is Joe») ist nicht umsonst bekannt für seine Sozialkritik. Schonungslos zeigt er die Schwierigkeit auf, in Glasgow wieder von der schiefen Bahn weg zu kommen, ist man einmal drauf geraten. Robbies Verzweiflung berührt, weshalb man auf seiner Whisky-Mission richtig mitfiebert. Man wünscht sich einfach, dass er seine kleine Familie weg von der Gewalt bringt. Bis am Ende ist man nicht sicher, ob es klappt – nicht zuletzt wegen der drei skurrilen, aber liebenswerten Figuren, mit denen Robbie sein Schicksal verknüpft. «The Angels’ Share» ist wie ein guter Single Malt: erst mit dem Abgang weiss man, wie sehr man ihn mag.

Mit dem «Anteil der Engel» sind jene zwei Prozent Alkoholgehalt gemeint, die jedes Jahr wie durch Zauberhand aus den Whiskyfässern verdunsten.

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Neue Zürcher Zeitung, 27.11.2012
© Alle Rechte vorbehalten Neue Zürcher Zeitung. Zur Verfügung gestellt von Neue Zürcher Zeitung Archiv
The Telegraph, 07.06.2012
© Alle Rechte vorbehalten The Telegraph. Zur Verfügung gestellt von The Telegraph Archiv
rogerebert.com, 19.03.2013
© Alle Rechte vorbehalten rogerebert.com. Zur Verfügung gestellt von rogerebert.com Archiv
The Guardian, 30.05.2012
© Alle Rechte vorbehalten The Guardian. Zur Verfügung gestellt von The Guardian Archiv
Libération, 25.05.2012
© Alle Rechte vorbehalten Libération. Zur Verfügung gestellt von Libération Archiv
Le Monde, 07.05.2012
© Alle Rechte vorbehalten Le Monde. Zur Verfügung gestellt von Le Monde Archiv
Interview with Ken Loach and Paul Laverty
/ Empire Magazine
en / 18.06.2012 / 06‘11‘‘

Interview with Paul Brannigan
/ Empire Magazine
en / 18.06.2012 / 04‘12‘‘

Interview with Loach's long time editor J. Morris
/ Fandor
en / 25.01.2017 / 9‘21‘‘

Radio Review by Mark Kermode
Von / kermodeandmayo
en / 06‘26‘‘

Filmdateno

Synchrontitel
Angels' Share - Ein Schluck für die Engel DE
La part des anges FR
Genre
Drama, Komödie
Länge
101 Min.
Originalsprache
Englisch
Bewertungen
cccccccccc
ØIhre Bewertung7.0/10
IMDB-User:
7.0 (26921)
Cinefile-User:
< 10 Stimmen
KritikerInnen:
< 3 Stimmen

Cast & Crewo

Paul BranniganRobbie
Siobhan ReillyLeonie
John HenshawHarry
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Bonuso

iGefilmt
Interview with Ken Loach and Paul Laverty
Empire Magazine, en , 06‘11‘‘
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Empire Magazine, en , 04‘12‘‘
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s
gGeschrieben
Besprechung Tages-Anzeiger
Fabian Kern
s
Besprechung Neue Zürcher Zeitung
Susanne Ostwald
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Besprechung The Telegraph
Jenny McCartney
s
Besprechung rogerebert.com
Steven Boone
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Interview with Paul Brannigan
The Guardian / Catherine Shoard
s
Besprechung Libération
Jean-Pierre Perrin
s
Besprechung Le Monde
Jacques Mandelbaum
s
hGesprochen
Radio Review by Mark Kermode
kermodeandmayo / en / 06‘26‘‘
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