L'Événement
Audrey Diwan, Frankreich, 2021o
Anne, eine Studentin voller Hoffnung auf ein Leben, das über den Horizont ihrer Eltern hinausreicht, wird ungewollt schwanger. Sie hat aber im Frankreich der frühen 1960er Jahre keine Möglichkeit, diese Schwangerschaft legal zu beenden. Anne steht vor dem Dilemma, entweder das soziale Stigma einer ledigen Mutter und das Ende ihrer beruflichen Ambitionen oder aber das Risiko einer illegalen Abtreibung in Kauf nehmen zu müssen.
Die Regisseurin Audrey Diwan versteht es, die ungebremste Verzweiflung, den Lauf gegen die Zeit eindrucksvoll umzusetzen. Der Film reflektiert unkommentiert, aber anschaulich, in welchen Käfigen sich die Körper und Rechte von Frauen befanden, und schreckt auch vor den plastisch dargestellten Konsequenzen solcher Regulierungen nicht zurück. Aus gutem Grund der Gewinner des Goldenen Löwen beim Filmfestival Venedig 2021.
Susanne Gottlieb«L’événement» nannte die Schriftstellerin Annie Ernaux ihren vor 20 Jahren erschienen autobiografischen Roman, weil nach diesem «Ereignis» nichts mehr war wie zuvor. Regisseurin Audrey Diwan hat daraus einen starken, geradlinigen Film gemacht, der letztes Jahr am Festival von Venedig mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde. Und wer denkt, das Geschilderte sei doch längst weit weg von uns, braucht nur wenige Stichworte: Texas. Polen.
Matthias LerfAudrey Diwan ne perd jamais de vue son enjeu : celui de nous faire éprouver, de l’intérieur, ce que vit sa protagoniste. Elle ne cède à aucune afféterie, dépouille ses images, sculpte le relief de ses sons, et fait jaillir ce que le cinéma peut offrir de mieux : la possibilité d’une empathie, pour revenir, à l’issue du générique de fin, à la lumière du jour plus riche et plus ouvert.
Anne-Claire Cieutat