Brokeback Mountain
Ang Lee, USA, Kanada, 2005o
Im Jahr 1963 treffen sie sich zum ersten Mal: Die Cowboys Ennis und Jack hüten einen Sommer lang die Schafe eines Farmer im Midwest-Staat Wyoming. Bald bemerken sie, dass sie mehr als die Tiere verbindet, und ebenso schnell, dass ihre Liebe in ihrem Umfeld und ihrer Zeit nicht akzeptiert würde. Am Ende des Sommers trennen sich ihre Wege, beide heiraten. Doch ihre wahre Liebe können sie nicht vergessen.
18 Jahre sind seit der Premiere dieses Films vergangen, der damals als der erste queere Cowboy-Film gehandelt wurde, 15 Jahre seit dem Tod seines Co-Stars Heath Ledger, der wegen eines toxischen Cocktails von Medikamenten seinen dreissigsten Geburtstag und seinen Aufstieg zum Weltruhm als "Joker" nicht mehr erlebte. Bei der Wiederbegegnung fällt auf, dass Brokeback Mountain vor allem eines ist: ein weiterer Meisterstreich des sanftmütigen Menschenkenners Ang Lee. Kein Thema, keine Gesellschaft ist diesem Regisseur fremd. Die Cowboys im abgelegenen Midwest-Staat Wyoming von 1963 inszeniert der gebürtige Taiwanese und Wahl-New-Yorker, als sei er mit ihnen aufgewachsen. Die grosse Liebe seiner zwei Helden (Ledger und Jake Gyllenhal), die beide heterosexuell liiert sind und lebenslang ihr Coming-out nicht schaffen, ist für ihn so selbstverständlich, dass er gar kein Aufheben um ihre Homosexualität macht. Unmissverständlich kehrt Lee zugleich das Dilemma der beiden hervor, das mit den Zeitumständen zu tun hat. Ein offenes Bekenntnis zum andern wäre lebensgefährlich, auch das stillschweigende macht die Partnerinnen (Michelle Williams und Anne Hathaway) zu massiv Mitleidenden. Nach wie vor empfiehlt sich: Taschentuch griffbereit halten.
Andreas Furler