The Roads Not Taken
Sally Potter, GB, USA, Schweden, 2020o
Der alternde Leo mag weder aufstehen noch ans Telefon gehen und träumt stattdessen von den Wegen, die er im Leben gegangen oder nicht gegangen ist. Seiner Tochter Molly macht Leos Zustand zunehmend Sorgen. Obwohl ihre Karriere gerade auf dem Spiel steht, begleitet und beschützt Molly ihren Vater auf einer halluzinatorischen Odyssee durch New York City – und durch eine Reihe paralleler Lebensläufe.
Leo war ein großer Intellektueller, aber die Demenz hat ihn in ein Häufchen Elend verwandelt. Sally Potter beschreibt einen Tag, an dem Leos Tochter mit ihm zum Arzt geht, während sein Verstand ganz woanders ist. Es ist eine spannende Idee, die Diskrepanz zwischen Innenwelt und Außenwelt zu zeigen und Leo so seine Menschlichkeit zurückzugeben - aber Potter schafft es nicht immer, sie in mitreißende Szenen umzumünzen. So ist ihr Film ein hervorragend gespieltes Drama, das an manchen Stellen zu konstruiert wirkt.
N.N.Schwierig. So muss man dieses Drama zusammenfassen. Die tolle Besetzung hilft auch nicht weiter: Xavier Bardem mimt einen unter einer Hirnatrophie leidenden Schriftsteller, Elle Fanning seine fürsorgliche Tochter. Die Geschichte taumelt orientierungslos zwischen Rückblenden und Gegenwart und verspielt auf Dauer die Vorfreude, die man auf das neue Werk von Sally Potter hatte.
Frank Heer