Wer einmal lügt oder Viktor und die Erziehung
June Kovach, Schweiz, 1974o
Eigentlich hatte der kleine Viktor nie eine Chance. 1949 geboren, galt er schon früh als «Problemkind», wurde mehrmals in Kinderheime gesteckt und mit 17 Jahren in eine Jugendstrafanstalt. Gerade auch wegen dieser Erfahrungen geriet er immer mehr in Schwierigkeiten, auch psychische, bekam Alkohol- und Drogenprobleme und verfehlte alle Ziele der Behörden, ihn in die Gesellschaft zu «integrieren».
Im Dokumentarfilm von June Kovach blickt Viktor als Mittzwanziger auf sein Leben zurück und schaut mit grosser Unsicherheit in die Zukunft. Ihr Film bleibt bis heute brisant und aufwühlend, auch aufgrund der zurückhaltenden, aber äusserst gezielten Machart. Wir sehen Viktor nie im Bild, dafür die Stationen seines Lebens, von Kindheitsfotos hin zu Aufnahmen aus den diversen Anstalten. Kovach zitiert reichlich aus den Akten, mit deren entmenschlichenden Amtssprache, sowie aus Aussagen von Viktors Eltern und Bekannten. (Auszug)
Marcy Goldberg