Du rififi chez les hommes
Jules Dassin, Frankreich, 1955o
Der Juwelendieb Tony kommt nach fünf Jahren aus dem Gefängnis und lehnt einen schnellen Job ab. Als er erfährt, dass seine Geliebte während seiner Abwesenheit zu einem lokalen Gangster übergelaufen ist, kommt er auf sein altes Handwerk zurück und raubt mit seiner eingespielten Mannschaft gestandener Profis ein Pariser Juweliergeschäft aus. Der Coup wird minuziös geplant und meisterhaft ausgeführt. Doch eines hat Tony nicht bedacht.
Der Amerikaner Jules Dassin (1911–2008) avancierte in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre mit realistischen Krimis wie The Naked City und Brute Force zu einem der gefragtesten neuen Hollywood-Regisseure, kam als erklärter Linker aber 1948 auf die Blacklist und emigrierte nach Frankreich. Dort drehte er 1954 diese Mutter aller "heist movies" (Filme über raffinierte Einbrüche). "Rififi" heisst "Zoff" und erzählt von vier internationalen Spezialisten, die den Einbruch in einem Pariser Juweliergeschäft minuziös planen und meisterhaft ausführen, um an eine rivalisierende Bande zu geraten. Der Film wurde zur Legende vor allem wegen der 26-minütigen wort- und musiklosen Einbruchszene, bei der die Meisterdiebe mit der individuellen Präzision und der eingespielten Perfektion einer Balletttruppe agieren. Doch damit nicht genug: In der dramatischen zweiten Hälfte steigert sich Rififi an fast 20 Originalschauplätzen zu einem Paris-Panoptikum der fünfziger Jahre. Grandios inszeniert und montiert schliesslich die Schlusssequenz, in der sich der waidwunde Kopf der Bande ein letztes Mal durch den Asphalt-Dschungel schleppt. Vorgeschützte Kaltschnäuzikgeit und heimliche Sentimentalität angesichts der Unausweichlikeit des Verderbens: So muss das sein in dieser Fim gewordenen Form des Existenzialisms, der zur geichen Zeit in den Cafés und Jazzkellern der Rive Gauche debattiert und gelebt wurde, dass nicht nur die Köpfe rauchten. Grosse Klasse.
Andreas Furler