On the Waterfront
Elia Kazan, USA, 1954o
Terry Malloy träumt davon, Boxer zu werden, während er sich um seine Tauben kümmert und für Johnny Friendly, den korrupten Chef der Hafenarbeitergewerkschaft, Botengänge an den Docks erledigt. Er wird Zeuge eines Mordes durch zwei von Johnnys Schlägern. Wenig später lernt er die Schwester des Getöteten kennen, für dessen Tod er sich verantwortlich fühlt. Sie stellt ihn Pater Barry vor, der mit Hilfe von Terry die Verbrecher vor Gericht bringen will.
Dies war Elia Kazans Film, nachdem er dem Repräsentantenhaus-Ausschuss für unamerikanische Umtriebe (HUAC) zugesagt hatte, Gesinnungsgenossen aus seiner Zeit in der kommunistischen Partei zu nennen, und zum Outcast der Linken geworden war. On the Waterfront war unter anderem Kazans Rechtfertigung für seine Entscheidung, vor dem HUAC auszusagen. (...) Für manche Zuschauer macht diese versteckte Agenda den Film bis heute ungeniessbar. (...) Doch Regisseure machen Filme aus allen möglichen verborgenen Gründen, manche edel, manche schändlich, und wenigstens stand Kazan zu seinem. Und er machte einen kraftvollen und einflussreichen Film, einen, der Brandos unschätzbaren Einfluss auf den Tonwechsel in der amerikanischen Filmschauspielerei der 1950er Jahre weiter erhöhte. (...) Heute mag die Story nicht mehr so frisch wie damals wirken. Doch die Schauspielleistungen und die besten Dialogpassagen haben nichts von ihrer Wirkung eingebüsst; man spürt noch immer die Wucht des Films sowie des Gespannes Brando-Kazan, das die amerikanische Filmschauspielkunst für immer verändert hat.
Roger Ebert