Todo sobre mi madre
Pedro Almodóvar, Spanien, 1999o
Manuela lädt ihren Sohn Esteban zum 17. Geburtstag ins Theater ein. Nach der Vorstellung wird Esteban von einem Auto überfahren und stirbt. Manuela verlässt Madrid und macht sich auf die Suche nach Estebans Vater, dem Transsexuellen Lola, der nie etwas von seiner Vaterschaft erfahren hat. In Barcelona findet sie nicht nur alte Freunde, sondern auch neuen Sinn für ihr Leben.
Ein Melodrama voller Anspielungen auf grosse Vorbilder, das aber nie zur postmodernen Zitatenhuberei verkommt, sondern alles Angeignete souverän in den almodóvarschen Kosmos der Spleenigkeit und Grosszügigkeit, der Melancholie und der Hoffnung einfügt. Almodóvar erzählt, wie eine 38-jährige Mutter nach dem Unfalltod ihres 17-jährigen Sohnes von Madrid nach Barcelona reist, um dessen transsexuellen Vater zu finden. Die Suche führt zu einem weiteren Transmann, zu einer schwangeren Nonne, einer lesbischen Schauspielerin, ihrer Junkie-Freundin – und könnte also ausarten zur Kuriositätenschau. Das Gegenteil ist der Fall. Mit feinem Humor schält Almodóvar das zutiefst Menschliche an jeder seiner exotischen Figuren heraus, leichthändig verbindet er sie zu einer Ad-hoc-Gemeinschaft vom Leben Gezeichneter und dadurch innerlich Verbundener. Ein etwas anderer Familienfilm also und einer von Almodóvars schönsten überhaupt.
Andreas Furler