Blue Valentine
Derek Cianfrance, USA, 2010o
Als sich Cindy und Dean kennenlernen, steht sie vor dem Medizinstudium, während er als Zügelmann und Hilfsarbeiter jobt und von einem verrückten Love Motel träumt. Kann das gut gehen? Die Leidenschaft bringt sie zusammen, trägt sie über die soziale Kluft hinweg in eine junge Ehe mit Kindern. Doch je länger er scheitert, desto mehr nehmen sein Seltmitleid und seine Agressionen überhand. War alles doch nur ein schöner Traum?
Der Traummann Ryan Gosling für einmal ganz anders: In diesem atmosphärisch und ideenreich inszenierten Melodram aus der Anfangsheit seiner Weltkarriere sehen wir ihn vom ersten Moment an als Looser mit Schmerbauch, Halbglatze und dem benebelten Kopf voller Illusionen. Wie konnte es soweit kommen? Der US-Autorenfilmer Derek Cianfrance, der sich Jahre für jeden Film nimmt und zuletzt die gefeierte Serie I Know This Much is True vorgelegt hat, geht die Frage in einem leichthändigen Wechselspiel von Rück- und Vorausblenden an. Konsequent schält er dabei eine Konstante heraus, für die Männer besonders anfällig sind: Wer sich den Problemen und den eigenen Widersprüchen nicht stellt, neigt dazu, sie mit Aggressivität zu verdrängen, will sagen: die Liebesutopie in den -alptraum für die Partnerin zu verkehren. Nicht immer angenehm anzusehen, doch von bestechender Logik. Michelle Williams ist als Goslings Widerpart auch noch am Anfang einer grossen Laufbahn und spielt auf Augenhöhe mit ihm.
Andreas Furler