Der grüne Berg
Fredi M. Murer, Schweiz, 1990o
Dreh- und Angelpunkt des Films ist der Wellenberg, ein von Bauern bewohnter und bewirtschafteter Hügel inmitten des Engelbergertals. Ende der achtziger Jahre plant man hier das erste Atommüll-Endlager der Schweiz. Als «filmische Landsgemeinde» konzipiert, lässt Murers Dokumentarfilm Experten, Behörden sowie besorgte Anwohner gleichermassen zu Wort kommen. Eine filmische, realpolitische Auseinandersetzungen mit einem generationenübergreifendem Problem.
Der 1940 in Beckenried im Kanton Nidwalden geborene Filmemacher dokumentiert in «Der grüne Berg» die Auseinander- setzungen, das heisst, er lässt die Bevölkerung von Wolfenschiessen, Vertreter der Behörden, Befürworter und Gegner des Projekts, Exponenten der Nagra und auswärtige Experten zu Wort kommen. Eine «filmische Landsgemeinde» nennt Fredi M. Murer seine Arbeit, die in der Tat darauf bedacht scheint, alle wichtigen Positionen zu berücksichtigen. Dabei liegt auf der Hand, dass einen Filmemacher vom Schlag des Autors von «Wir Bergler in den Bergen sind eigentlich nicht schuld, dass wir da sind» (1974) weniger offizielle Verlautbarungen interessieren als vielmehr die Befürchtungen, Sorgen und Ängste der unmittelbar Betroffenen, die sich vor vollendete Tatsachen gestellt fühlen.
Den «Kindern und Kindeskindern rund um den Wellenberg» ist der Film gewidmet, und ernst dreinblickende Kindergesichter, die nur manchmal von einem scheuen und etwas verlegenen Lächeln aufgehellt werden, sind es denn auch, die in Pio Corradis wie immer mustergültig klaren und ausdrucksvollen Bildern als optisches Leitmotiv die Funktion der stummen Instanz versehen, vor der sich unser Tun zu rechtfertigen haben wird. Eine Dimension des Verschwiegenen gewinnt «Der grüne Berg» durch die «Klangsteine» des Basler Musikers Fritz Hauser.
Christoph EggerGalerieo
