The Fortune Cookie
Billy Wilder, USA, 1966o
Der Sportreporter Harry Hinkle wird bei einem Football-Spiel verletzt. Sein Schwager und Rechtsanwalt Gingrich wittert die Chance auf Schadensersatz in Millionenhöhe und nötigt Hinkle, frei erfundene Gesundheitsschäden vorzutäuschen. Doch auch Harrys berechnende Frau ist hinter dem grossen Geld her, und Hinkle fühlrt sich mit der betügerischen Staffage immer weniger wohl, als er den freundlichen Verursacher des Unfalls besser kennenlernt.
Die berühmtesten Filme von Billy Wilder datieren aus den vierziger und fünfziger Jahren. Nach 1960, so der Tenor, sei Wilder kein granz grosser Film mehr geglückt. Im grossen Ganzen stimmt dies wohl: Wilder wurde das Opfer seiner eigenen Genialität. Wie will einer auch Filme wie Double Indemnity, The Lost Weekend, Sunset Boulevard, Witness for the Prosecution, Some Like it Hot und The Apartment toppen? Nach einer derartigen Reihe von Exploits könnte man sich ja auch getrost zurücklehnen und abwarten, ob die Nachkommenden je etwas Vergleichbares an Spannung, Menschenkenntnis und boshaftem Witz in derartiger Ballung zustande bringen. Nichts lag Wilder ferner. Vielmehr paarte er 1966 seinen komödiantischen Topshot Jack Lemmon mit dem noch grantigeren Misanthropen Walter Matthau und schuf damit ein Dauerclinch-Duo für drei weitere Jahrzehnte. The Fortune Cookie war der erste Film in dieser langen Reihe und einer der besten. Lemmon gibt einen verunfallten Sportreporter, Matthau den windigen Anwalt, der den leicht Lädierten zum Versicherungsbetrug im Rollstuhl nötigt. Die beiden zanken sich praktischen den ganzen Film und sondern dabei Pointen im Sekundentakt ab. Überdurchschnittlich viele, verhehlen wir’s nicht, gelten den Frauen, die ihre Habgier hier einfach besser tarnen. Doch wie in den meisten Wilder Filmen obsiegt am Ende die Menschlichkeit. Der maliziöseste Satiriker des klassischen Hollywood war in Wahrheit, wie die meisten, ein Idealist mit butterweichem Kern. Nur, Ehrensache, versteckte er nichts besser.
Andreas Furler