Parasite
Bong Joon-ho, Republik Korea, 2019o
Die Proletenfamilie Kim wohnt in einer schäbigen Kellerwohnung in der Unterstadt und interessiert sich umso mehr für den Lebensstil der Familie Park, die in einer mondänen Villa hoch oben am Millionenhügel residiert. Dank einer glücklichen Fügung gelingt es dem Sohn der Kims, eine Anstellung als Englischlehrer bei den Parks zu ergattern. Durch Intrigen und Tricks verdrängen die Kims nach und nach alle Angestellte der Parks. Doch die feindliche Übernahme erfährt Gegenwehr von unerwarteter Seite.
Die aberwitzigen Zuspitzungen, die nebenbei alle Genres und deren ungeschriebene Regeln unbekümmert durchbrechen, haben System im Werk von Bong Joon-ho, dem mittlerweile erfolgreichsten unter den wilden jungen Erneuern des südkoreanischen Kinos. Seit dem frühen Geniestreich Memoires of Murder ist selbst Bong jedoch keine vergleichbarer Film geglückt. Wie im bisherigen Werk destilliert Bong aus einer simplen dramatischen Ausgangslage ohne unnötige Subtilität die Botschaft vom mehr als berechtigten Kampf der armen Schlucker gegen die hemmungslose Gier und Arroganz der Arrivierten. Doch wie er das tut, ist pures cinephiles Vergnügen: Überraschung reiht sich an Überraschung, Spannung und Komik mischen sich mit Grauen, die Überdrehtheiten nehmen kein Ende, werden von der grossartigen Besetzung jedoch mit knochentrockenem Spiel unterlaufen. Höhepunkt der Tour de force und Inbegriff von Bongs filmischer Brillanz ist eine nicht enden wollende Kamerafahrt im strömenden Regen vom seelenlosen Tempel der Millionäre in die Kellerkloake der Habenichtse. Überflüssig zu sagen, dass sie die Message des Films auf den Punkt bringt.
Andreas FurlerIn dem südkoreanischen Regisseur Bong Joon-ho steckt ein echter Klassenkämpfer, was man sehr blutig zum Beispiel in Snowpiercer sehen konnte. Hier geht es subtiler und realistischer zu, als sich die Leben zweier Familien in Seoul miteinander verstricken. (...) Die tragikomischen, stets überraschenden Intrigen zwischen Knechten und Herren, aber auch Knechten und Knechten wurden in Cannes sehr zu Recht mit der Goldenen Palme gefeiert.
Tobias KniebeUn peu à la manière d’Hitchcock ou de Chabrol, à qui le cinéaste sud-coréen a eu le bon goût de rendre hommage en recevant son prix, Bong Joon-ho réussit avec Parasite une sorte de tour de force : un film totalement limpide et, en même temps, complexe et mystérieux.
Thierry JousseBong Joon-ho réinvente le classique "film de maison", avec ses relations vénéneuses entre servants et employeurs, et fabrique un thriller au rythme fou, sans rien perdre de son regard attentif sur la société coréenne. Un coup de génie.
Julien Dugois