Les invisibles
Louis-Julien Petit, Frankreich, 2018o
Sie nennen sich Edith Piaf, Simone Veil, Brigitte Macron oder Lady Di: Obdachlose Frauen, die trotz ihres harten Schicksals weder ihre Selbstironie noch die Hoffnung auf ein besseres Leben verloren haben. Audrey und Hélène, Sozialarbeiterinnen im Empfangszentrum L'envol, versuchen die Frauen wieder ins Arbeitsleben zu integrieren. Dabei ist ihnen jedes Mittel recht: eine kleine Lüge hier, eine Dokumentenfälschung da.
Envol heißt die Tagesstätte für obdachlose Frauen im Film von Louis-Julien Petit, der bei uns Glanz der Unsichtbaren heißt, im Original gradlinig und unpathetisch Les Invisibles. Envol, meint Abflug, es steckt etwas von Abheben und Flüggewerden drin. Die Frauen können hier duschen und Zähne putzen, kriegen aber auch Tips und Gelegenheiten, für Versuche, sich in der Gesellschaft wieder einzugliedern. Sie haben Prinzipien, und manchmal bringen sie mit solcher Dickköpfigkeit die vier Frauen an den Rand der Verzweiflung, die sich mit vollem Einsatz um sie kümmern. Gefordert wird ihre sympathische Kreativität, als die Tagesstätte geschlossen werden soll, weil die Prozentzahl der Integrationen zu klein ist ...Beharrlichkeit setzt sich durch. Eine der Frauen will strikt bei der Wahrheit bleiben, deshalb erzählt sie bei jedem Bewerbungsgespräch, wie sie im Streit ihren Mann erschoss und deshalb ins Gefängnis kam.
Fritz GöttlerLes Invisibles zeigt dem Zuschauer die Welt aus dem Blickwinkel der obdachlosen Frauen. «Les Invisibles» kritisiert dabei nicht nur das französische Sozialsystem. Die Geschichte über die Rebellion der Sozialarbeiterinnen besitzt viel Humor. Der ist wichtig. Im Kampf gegen den Wahnsinn der Bürokratie können die Frauen oft nur ihre Würde durch Witz bewahren.
Anne MeinkeIl y a bien des façons d'attirer le regard sur des gens ou des situations que le reste du monde n'a guère envie de voir. Les Invisibles a choisi la manière douce, elle est formidablement efficace.
Thomas SotinelEn mettant en avant l’énergie de la lutte des responsables du centre, interprétées avec force et conviction par Corinne Masiero et Audrey Lamy, Louis-Julien Petit nous donne envie de lutter, à notre tour, contre l’inacceptable.
Sophie Benamon