Dällebach Kari
Kurt Früh, Schweiz, 1970o
Sommer 1931. Nachts auf der Aarebrücke machen zwei Berner Polizisten eine befremdliche Entdeckung: in einem Paar Schuhe, das am Geländer hängt, finden sie den Abschiedsbrief von Kari Dällebach, dem Coiffeur aus der Neuengasse. Der stadtbekannte Sprücheklopfer und Witzereisser hat sich umgebracht. Im Rückblick wird klar, wie vereinsamt Dällebach war, der seine Hasenscharte zeitlebens so wenig vergessen konnte wie den Verlust seiner Jugendliebe Annemarie.
Die einfühlsame Verkörperung des ebenso gewitzten wie verzweifelten Friseurs, dessen Hasenscharte und bescheidene Herkunft ihn um die Liebe zur bessergestellten Annemarie Geiger brachten, verschaffte Lüönd endgültig den Durchbruch. Karis Kniff, von der machtlosen Witzfigur zum bewunderten Witzbold zu werden, besingt Mani Matter prägnant in seinem Bänkellied, das den Film einrahmt. Die Symbolfigur des «Stromers», der Kari heimsucht, und die Art, wie Peter Arens leitmotivisch «Leichenreden» von Kurt Marti deklamiert, mögen heute etwas überholt anmuten, aber die zeitlosen Schwarz-Weiss-Bilder des Films und die Rückblenden-Konstruktion, die Karis Geschichte erst recht wie eine Moritat wirken lässt, überzeugen nach wie vor. (Auszug)
Michel BodmerGalerieo





