Vaterjagd
Rahel Grunder, Schweiz, 2014o
Weil einer Headhunterin der leibliche Vater ihres Kindes nicht passend erscheint, schreibt sie die Stelle für den perfekten Vater neu aus und testet die Bewerber auf Herz und Nieren. Aber was ist, wenn ein potenzieller Vater in der Probezeit nicht hält, was der Lebenslauf verspricht?
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Für die Liebe gibt es kein Assessment: Der gestrige Schweizer Film erzählte von einer Headhunterin, die nach dem perfekten Vater für ihr Baby sucht.
Mila ist Headhunterin, Kopfjägerin. Sie weiss, wie man den besten Mann für eine Kaderstelle findet. Ein geübter Blick ins Dossier eines Kandidaten, eine gezielte Frage. Schnitt, Schredder. Gilt es aber, den Posten als Vater ihres ungeborenen Kindes zu besetzen, ja, dann versagen ihre Methoden.
Für die Liebe, so die vielleicht etwas platte Botschaft des gestrigen Schweizer Films «Vaterjagd», gibt es kein Assessment. Milas Plan, den wahren Erzeuger ihres Babys, den kiffenden Bruno (Christoph Keller), mit einem verantwortungsbewussten Erzieher zu ersetzen, lief schief.
Denn in der Liebe gibt es auch kein ad interim. Mila (Oriana Schrage) schrieb Pro-und-Kontra-Listen, lebte ein Doppelleben und konnte sich bis zuletzt doch nicht entscheiden für einen der zwei grundverschiedenen Männer, die in die engere Auswahl kamen – hier der bodenständige Oliver (Lorenz Nufer), da der freigeistige Jan (Matthias Britschgi).
Gelegenheitssex und Abtreibung
Die moderne Frau als Schmiedin ihres Liebesglücks, das war das Thema in Natascha Bellers Drehbuch. Es ist auch jenes in zahllosen romantischen Komödien aus Hollywood, in der sich eine alleinstehende Karrierefrau in der Planbarkeit von Gefühlen irrt; das bekannte Bild der kühlen Verführerin, die immun ist gegen das ökonomisch überflüssige Gefühl von menschlicher Zuneigung. In «Vaterjagd» wurde es filmisch endlich in die Schweiz importiert.
Es mögen Klischees sein, aber immerhin waren es moderne Lebensentwürfe, die der Film abbildete: Milas Sandkastenfreund Luke (Oliver Bürgin) hat mit seinem Partner eine Tochter adoptiert, Mila selbst hat gar nicht so wenig Gelegenheitssex, und auch Abtreibung ist ein Thema. Den urbanen Alltag, es gibt ihn also doch im Schweizer Film. Der Handlungsstrang schlängelte sich öfters knapp an der Glaubhaftigkeit vorbei – kaum nachzuvollziehen ist etwa, wie Milas Männer so lange keinen Verdacht schöpften. Dennoch: Regisseurin Rahel Grunder inszenierte «Vaterjagd» als schnelle Komödie mit manchmal doofen Pointen, aber mit selbstbewusstem Realitätssinn und glücklicherweise Schauspielern, die man nicht alle aus «Lüthi und Blanc» kennt.