Der 10. Mai
Franz Schnyder, Schweiz, 1958o
Der 10. Mai 1940 ist ein schwarzer Tag für Europa. In Belgien, Holland und Luxemburg marschieren Hitlers Truppen ein. Franz Schnyders Film spielt im deutsch-schweizerischen Grenzgebiet und wirft einen Blick auf das Verhalten der SchweizerInnen angesichts der Bedrohung durch Nazi-Deutschland. Der Film lief 1958 im Wettbewerb der Berlinale.
Für mich schafft der Film eine äusserst dichte Atmosphäre und zwar filmisch – in seiner kontrastreichen Schwarz-Weiss-Ästhetik zwischen neorealistischer und film-noir-Anmutung – wie politisch: Panische Massenflucht per Zug oder Auto, Aufruhr und militärische Präsenz in den Strassen bilden das historische Dekor für die individuellen Haltungen von Hilfsbereitschaft, Pazifismus, aber auch Feigheit, Egoismus, Misstrauen, latentem Denunziantentum und für die Angst des jüdischen Ehepaars Herz, abgeholt zu werden. (Auszug)
Margrit TröhlerDer 10. Mai, frühes Beispiel eines Autorenkinos in der Schweiz, enthielt denn auch Szenen, die noch nie zu sehen waren: Einen Lastwagenchauffeur, der einen deutschen Flüchtling als "Sauschwab" einfach sitzenlässt, nachdem am Radio die deutsche Invasion gemeldet worden ist, oder wohlhabende Schweizer, die mit vollgepackten Autos in Richtung Innerschweiz flüchten. Die Kritik zum Film war hervorragend, der Publikumsaufmarsch hielt indes nicht ganz mit, so dass Der 10. Mai die hohen Produktionskosten nicht einspielte, woran nicht zuletzt das Staraufgebot Schuld trug.
Felix Aeplli