Der Hamster
Tom Gerber, Schweiz, 2015o
Fitnesstraining, Diät, Extremsportarten: Toni Faller kämpft gegen das Hamsterrad des Alltags und die Midlife-Crisis. Seine Frau Marianne und seine Tochter Daniela beobachten die Veränderungen mit Misstrauen. Sie haben bald das Gefühl, ihn nicht mehr zu kennen, während Toni immer selbstsicherer wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es knallt.
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Ein Familienvater kämpft mit der Midlifecrisis: «Der Hamster» war eine Filmkomödie mit viel Hauruckhumor.
Sollte die eher unwahrscheinliche Alltagssituation eintreten, dass man mit dem Oberkörper unter dem Bett stecken bleibt, dann gibt es eine einfache Lösung: Bettrost leicht anheben und wieder hervorkriechen. Et voilà. Einziges Problem: Es sieht längst nicht so lustig aus, als zwei Personen, die den Eingeklemmten an je einem Bein und mit einem kräftigen Ruck aus der unwürdigen Lage befreien.
So gesehen im Schweizer Film «Der Hamster», einer Komödie mit gehörig Hauruckhumor. Den Familienvater Toni Faller (Roeland Wiesnekker) plagt eine heftige Midlifecrisis: zu gross der Bauch, zu öde der Job als Fernsehverkäufer, zu wenig aufregend das Dasein in der klinisch sauberen Vorstadtsiedlung, zu eingeschlafen das eheliche Sexleben. Seinem nahenden fünfzigsten Geburtstag blickt Faller finster entgegen. Also geht er mit dem Arbeitskollegen, dem jungen Secondo René (Nicola Perot), ins Fitnessstudio, um endlich wieder in seine Jeans von früher zu passen. Dann wird sich auch der Rest wieder einrenken.
Zwischen Stagnation und Selbstmitleid
Dies führt dazu, dass sich Faller zunehmend von Frau und Tochter entfremdet und sich dafür mit dem hauseigenen Hamster identifiziert. Strampelnd in seinem Rad hat dieser schon manche Metapher für ein persönliches Stagnationsgefühl hergegeben. Und als hätte der Zuschauer das abgenudelte Gleichnis noch nicht verstanden, steckte Regisseur Tom Gerber den Protagonisten in seinen Träumen in ein riesiges Hamsterrad und liess ihn auf dem Weg zur Arbeit durch eine Parkhausspirale kurven.
Roeland Wiesnekker gab den Toni Faller derweil als selbstmitleidigen Rüpel. Komisch war das nicht, aber doch glaubhafter und deshalb erträglicher als seine Vertrottelung, die das Drehbuch vorgab. Und die albernen Szenen wie Fallers Kifferhalluzination oder seine lustig gemeinte Tanzeinlage im Kämmerchen wären nun wirklich nicht nötig gewesen.
Welche Tragikomik im ausgeprägten Hang zur Selbstoptimierung steckt, zeigte sich hingegen im Fitnesscenter: Unermüdlich rennen hier die Unzufriedenen auf ihrem Laufband einem vermeintlich besseren Leben entgegen. Wie der Hamster in seinem tristen Rädchen.