Kleine Freiheit
Hans-Ulrich Schlumpf, Schweiz, 1978o
Auf der Suche nach dem Freizeitvergnügen des kleinen Mannes traf der gelernte Fotograf und Kunsthistoriker Hans-Ulrich Schlumpf in den siebziger Jahren auf leidenschaftliche Holzschnitzer, Eisenbähnler und Modellflugzeugbauer, die sich am Wochenende in ihre Träume vertiefen. Bei den Schrebergärtnern beobachtete er aber auch, wie bürokratische und gesellschaftliche Normen, die persönliche Entfaltung eindämmen. Nicht zuletzt entstand so ein Stimmungsbild von Zürich und der Schweiz jener Jahre, in der die Nachkriegszeit schnell verblasste.
Schlumpf beschreibt hier mit Empathie das Schicksal dieser Männer und Frauen, die aus ihrem Garten einen Raum der Träume und der Freiheit gemacht hatten, um sich in ihrer Freizeit oder im Ruhestand der Gartenarbeit, dem Bau von Miniatureisenbahnanlagen oder der Holzschnitzerei zu widmen, und dann – o weh - ihre kleinen selbstgeschaffenen Paradiese eigenhändig wieder zerstören mussten, um dem Siegeszug der Urbanisierung Platz zu machen. Ein Kondensat der Schweiz zwischen Humor und Mitgefühl. (Auszug)
Frédéric MaireSchlumpfs Zeugen einer besseren – vergangenen und künftigen – Welt stehen mit einem Bein in der Unfreiheit, mit dem anderen suchen sie Boden im Reich der Freiheit. Familiengärtner, Hobbybastler, Künstler, Sportler formulieren mit ihrem ‚zweiten Leben‘ die Sehnsucht danach, ‚ganz‘ zu sein, selbst wenn man sich zusammensetzen muss. Ein Film mit starken, tiefen Bildern und einer klaren Vision.
Martin Schaub