West Side Story
Robert Wise, Jerome Robbins, USA, 1961o
Im Ghetto zu Manhattan können sich zwei Jugendbanden, die von weißen Amerikanern dominierten "Jets" und die puertoricanischen "Sharks", ganz besonders wenig leiden. Als der Ex-Jet Tony auf einer öffentlichen Tanzveranstaltung sein Herz für die schöne Maria, ihres Zeichens Schwester des Shark-Anführers Bernardo, entdeckt, ist ein gewaltsamer Konflikt vorprogrammiert.
Die ‹tough neighborhood›, die Rivalitäten zwischen der weissen Jugendbande ‹The Jets› und der Latinobande ‹The Sharks›, das Romeo-and-Juliet-Motiv von der verbotenen, tragisch endenden Liebe über die Schranken hinweg: Alle Elemente klassischer sozialkritischer Dramen kehren in der Filmversion von Leonard Bernsteins Musical hemmungslos verkitscht wieder – und doch ist West Side Story ein grandioser Film: von anhaltender Wucht die Musik, von teilweise schlagendem Witz die Songs (so, wenn sich die Jets selbst über die Theorie mokieren, wonach Gossenkinder zwangsläufig deliquent werden). Hinreissend schliesslich noch immer die Tanzeinlagen des Bühnenchoreografen Jerome Robbins, der als Filmregisseur nach der Inszenierung von vier Nummern wegen lähmender Pingeligkeit abgelöst wurde. Trotz Dreharbeiten an realen Schauplätzen der New Yorker West (und auch der East) Side kaschiert dieser Film seine Bühnenherkunft nie, gerade deshalb trotzt er der Zeit.
Andreas Furler