Persona
Ingmar Bergman, Schweden, 1966o
Nach einer "Elektra"-Aufführung verharrt die berühmte Schauspielerin Elisabeth Vogler schweigend in ihrer Rolle. Die Krankenschwester Alma kümmert sich um die apathische Künstlerin. Auf einer einsamen Insel verbringen beide einige Wochen in einem Ferienhaus zusammen. Die Frauen entwickeln eine sonderbare Beziehung gegenseitiger Abhängigkeit - während die eine schweigt, beginnt die andere zu erzählen und offenbart ihr Innerstes.
Persona ist beides: ganz einfach und unendlich schwierig, vollkommen transparent und absolut rätselhaft. Die Interpretationen des Films füllen Bände, die Faszination bleibt. Nur Bergman konnte es fertigbringen, Bibi Andersson und Liv Ullmann, seine verflossene und seine damalige Geliebte, so symbiotisch verschmelzen zu lassen. Der Dialog- und Bildermagier auf dem Gipfel seiner Kunst.
Andreas FurlerUnglaublicherweise dauert Persona bloss 83 Minuten, obschon Sie vielleicht ein halbes Leben brauchen werden, um darüber hinwegzukommen, und mit seiner zersplitterten Erzählweise (einmal zerspringt das Bild tatsächlich unter der Belastung) und seinen modernistischen Strategien lässt dieser Film die meisten anderen Streifen, die Sie sich am Freitagabend ansehen – sei es in einem donnernden Multiplex oder im örtlichen Arthouse-Kino, wenn Sie eins haben –, träge und zerdehnt aussehen, altmodisch und gefährlich risikolos.
Anthony LanePersona war ein echter Fortschritt, so herausfordernd für filmische Traditionen wie À bout de souffle, L’année dernière à Marienbad, Vardas Werk oder Antonionis Trilogie. Persona spielte in einer Welt, die zersplittert, in der Gott tot ist und die menschliche Subjektivität unfassbar. Kein Regisseur jener Zeit hat die Struktur des Films expliziter auf die Struktur und Funktionsweise der menschlichen Psyche bezogen.
Mark Cousins