Bis ans Ende der Träume
Wilfried Meichtry, Schweiz, 2018o
Beide wollen ihr Leben frei gestalten. Diese in den 1950er Jahren kühne Vision haben Katharina von Arx und Freddy Drilhon, als sie sich auf abenteuerlichen Reisen in der Südsee kennenlernen und eine leidenschaftliche Liebe beginnt. Sie wird als Reisejournalistin, er als Fotograf international bekannt. Als sich die beiden mit ihrer Tochter im waadtländischen Romainmôtier niederlassen und ein mittelalterliches Anwesen zu ihrem Lebensmittelpunkt machen, wird ihre Beziehung auf eine dramatische Probe gestellt.
Das Regiedebüt des Schweizer Historikers Wilfried Meichtry ist ein Wurf. Der Regisseur gewordene Autor verzahnt die Erinnerungen der Reiseschriftstellerin an ihre grosse Liebe und die weite Welt mit häuslichen Spielszenen, in denen er behutsam nachinsziniert, was sich dokumentarisch nicht fassen lässt: wie die jugendlichen Kriegerlebnisse des Fotografen und der Eigensinn der jungen Frau die zwei nonkonfirmistischen Weltenbummler dazu brachten, sich zu verbunkern in alten Gemäuern am Ende der Welt und wie sie dabei beinahe für immer verloren, was ihnen am liebsten war. Eine sorgfältige Kamera- und Schnittarbeit und die anspielungsreiche Musik von Balz Bachmann fügen sich nahtlos in das feine Gefüge ein und schaffen den Echoraum für das Glück und den Verlust, um die es hier geht.
Andreas FurlerDer Schweizer Historiker und Autor Wilfried Meichtry schildert in seinem Regiedebüt die Beziehung von Katharina von Arx (1928--2013) und Freddy Drilhon (1926--76). Seine Gespräche mit der charismatischen alten Frau und die Dokumente aus dem Archiv garniert er mit inszenierten Szenen. Ist das nötig? Eigentlich nicht. Aber wenn man Akteure wie Sabine Timoteo und Christophe Sermet sowie ein Gespür für die richtige Dosis hat, ist die Dokufiktion wirklich keine schlechte Wahl für einen solchen Stoff.
Regula Fuchs