Il postino
Michael Radford, Italien, Frankreich, 1994o
Der chilenische Dichter und Kommunist Pablo Neruda lebt in den frühen 1950er Jahren eine Zeit lang im italienischen Exil auf einer kleinen Insel, wo ihm der schüchterne Briefträger Mario täglich bündelweise Fanpost bringt. Da die meisten Briefe von Frauen stammen, erhofft sich Mario von Neruda dichterische Schützenhilfe, nachdem die Dorfschönheit Beatrice den heillos Verliebten in Wortnot gebracht hat. Tatsächlich beflügelt die wachsende Freundschaft mit Neruda den Pöstler poetisch und amourös, doch nach Nerudas Heimkehr nach Chile sehen sich die ungleichen Männer beide mit der Frage konfrontiert, ob ihr Freundschaft nur Episode war oder einen tieferen Sinn hatte.
Die Freundschaft zwischen einem einfachen Mann und einem Dichter und Denker, die erst noch Episode bleibt: Auf den ersten Blick ist – bis auf die Schönheit der Landschaft und der Hauptdarstellerin – nichts Spektakuläres an diesem «kleinen Film», der doch ein Klassiker wurde. Massimo Troisi wirkt als Pöstler in seiner akuten Verlegenheit um Worte zunächst sogar dümmlich, und auch wenn feine Ironie die unverblümte Sentimentalität wohltuend bricht, so scheint der Handllung nach zwei Dritteln, als sich die Wege des nachnamenlosen Pöstlers und seines berühmten Mentors Neruda wieder trennen, die Luft auszugehen. Doch Il postino begnügt sich nicht mit der schlichten Wahrheit, dass einer, dem anfänglich die Worte fehlen, kein Dummkopf sein muss und ein Poet des Herzens sein kann. Vielmehr steigert sich die lange Zeit einfache Logik da zu einer hintergründigen Reflexion darüber, was zwei ungleiche Freunde einander bedeuten, antun und beibringen können.
Andreas FurlerDie Geschichte des einfachen persönlichen Briefträgers Mario Ruoppolo, der mit dem berühmten chilenischen Dichter und Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda Freundschaft schließt und selbst zum Poeten wird, hat seit 1995 weltweit die Filmfans fasziniert. Il postino wurde legendär, auch weil der herzkranke Hauptdarsteller Massimo Troisi wenige Tage nach Drehschluss starb und die Kinogänger glauben, den nahen Tod in Troisis schüchternem, fast zerbrechlichem Gesicht zu erkennen. (...) In dem Film passt alles, die schönen Bilder, der großartige französische Star Philippe Noiret als Neruda, und Maria Grazia Cucinotta als Beatrice Russo, die schöne Nichte der Trattoria-Wirtin, die der Postmann erobert.
Blanche MamerInspired by an incident in Neruda's life, the story's engaging blend of easy humour and sunny romance takes hold from the start and never lets go. Much of its seductive charm derives from the excellence of the leads: Noiret does his gruff but malleable turn to perfection, while Troisi (who died soon after filming finished) exudes a simplicity of heart, mind and soul that never seems excessively sentimental.
N.N.