The Wife

Björn Runge, Schweden, GB, USA, 2018o

s
vzurück

Joan und Joe Castlemans sind seit fast 40 Jahren verheiratet. Joe gefällt sich als einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart. Er geniesst in vollen Zügen die Aufmerksamkeit, die ihm zu Teil wird, diverse Affären inklusive. Seine Frau Joan scheint dabei mit viel Charme, einem scharfen Sinn für Humor und intelligenter Diplomatie die perfekte Unterstützung im Hintergrund. Als Joe für sein literarisches Oeuvre mit dem Nobelpreis ausgezeichnet werden soll, reisen sie gemeinsam nach Schweden. Zwischen hochoffiziellen Empfängen, Ehrfurchtsgebaren und Damenprogramm werden die Risse der Ehe sichtbar und eine gärende Unzufriedenheit beginnt durch Joans stoische Fassade zu brechen.

Eine Hauptdarstellerin spielt hier ein Charakterkonzert von grandioser Intensität. Mit brausender Wut, mit stiller Selbstkontrolle, mit scharfer Ironie. Und mit liebenswerter Traurigkeit und fraulicher Würde. Für all das hat Glenn Close ganz zu Recht den Golden Globe gewonnen.

Christoph Schneider

Hören Sie das Geräusch? Eine erfahrene Autorin öffnet den Roman einer Kollegin: So würden sich Bücher anhören, die niemals geöffnet werden - geschweige denn gelesen. Das Blätterrauschen verstört Joan Castleman so sehr, dass sie ihre eigene Karriere zurückstellt und die ihres Gatten fördert. Jahrzehnte später erhält er den Literaturnobelpreis und beide müssen sich ihren Lebenslügen stellen. Björn Runge erzählt in dieser Romanverfilmung von Frauenfeindlichkeit und Sexismus im Literaturbetrieb und verlässt sich dabei ein bisschen zu sehr auf seine exzellente Hauptdarstellerin Glenn Close.

Josef Grübl

The Wife entend mettre en image le fameux dicton selon lequel «Derrière chaque grand homme se cache une femme». Mais sous ses oripeaux féministes, le film, excessivement théâtralisé et envahi de musique, réchauffe de vieilles tambouilles bourgeoises où recuisent les spectres de la jalousie et de l’adultère. Entre le fils qui veut devenir écrivain et que le père déprécie, la maison lumineuse sur le littoral, le mari vantard qui fait le joli cœur auprès des soubrettes et sa femme qui fait le poing dans sa poche, les clichés s’accumulent.

Antoine Duplan

Galerieo

Tages-Anzeiger, 05.02.2019
Es schäumt der Zorn

In «The Wife» hat ein Schriftsteller das Talent seiner Frau ausgenutzt. Das lässt sie sich nicht mehr gefallen.

Von Christoph Schneider

Es müsse, sagte die Schauspielerin Glenn Close einmal, heute schon eine wirklich neue Tür zu einer weiblichen Gefühlswelt aufgehen, damit ihre Kreativ­muskeln in Schwung kämen. Ihre starken Frauenfiguren, ein Schauspielerinnenleben lang, haben an den Wahnsinn gerührt («Fatal Attraction»), an die königliche Tragik («The Lion in Winter»), an die Rebellion gegen Geschlechterrollen («Albert Nobbs»).

Jetzt ist sie Joan Castleman in der englisch-schwedischen Produktion «The Wife» nach dem Roman von Meg Wolitzer. Joan ist eine Frau, die ihrem Mann, einem berühmten Schriftsteller (Jonathan Pryce), immer den Rücken freigehalten hat. Und hinter diesem Rücken ist sie verschwunden im Lauf der Jahre, obwohl ihr Genie gegeben war und ihm nur Talent. Er hat sich literarisch genährt von ihr, und sie hat es geduldet. Bis dieser Castleman den Literaturnobelpreis gewinnt und seine Frau in Stockholm zur Statistin macht. Da schäumt ihr innerer Zorn über.

Man muss nicht mehr wissen von der einfach gehaltenen Erzählung in praktischen Rückblenden (Annie Stark, die Tochter von Glenn Close, spielt darin die junge Joan Castleman; es hat seinen familiären Reiz). Aber wissen muss man, was man verpassen würde, wenn man diesen kleinen Film übersähe: die grandiose Intensität einer Hauptdarstellerin, die ganz für sich allein ein Charakerkonzert spielt. Mit brausender Wut, mit stiller Selbstkontrolle, mit scharfer Ironie. Und mit liebenswerter Traurigkeit und fraulicher Würde. Der würdigste Satz, den sie spricht, lautet: «Unterstehen Sie sich, mich zum Opfer zu machen, ich bin interessanter als das.» Für all das hat sie Anfang Jahr ganz zu Recht den Golden Globe gewonnen und ist nun für den Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert.

© Alle Rechte vorbehalten Tages-Anzeiger. Zur Verfügung gestellt von Tages-Anzeiger Archiv
Berliner Zeitung, 02.01.2019
© Alle Rechte vorbehalten Berliner Zeitung. Zur Verfügung gestellt von Berliner Zeitung Archiv
cineuropa.org, 02.10.2017
© Alle Rechte vorbehalten cineuropa.org. Zur Verfügung gestellt von cineuropa.org Archiv
Interview with Cast & Crew
/ Oscars
en / 23.07.2018 / 11‘31‘‘

Actors on Actors: Glenn Close & Sam Elliott
/ Variety
en / 21.12.2018 / 29‘03‘‘

Close Up: Glenn Close
Matthew Belloni / The Hollywood Reporter
en / 28.11.2019 / 5‘09‘‘

Filmdateno

Synchrontitel
Die Frau des Nobelpreisträgers DE
Genre
Drama
Länge
100 Min.
Originalsprachen
Englisch, Schwedisch
Bewertungen
cccccccccc
ØIhre Bewertung7.2/10
IMDB-User:
7.2 (42775)
Cinefile-User:
< 10 Stimmen
KritikerInnen:
< 3 Stimmen

Cast & Crewo

Glenn CloseJoan Castleman
Jonathan PryceProfessor Joe Castleman
Christian SlaterNathaniel Bone
MEHR>

Bonuso

iGefilmt
Interview with Cast & Crew
Oscars, en , 11‘31‘‘
s
Actors on Actors: Glenn Close & Sam Elliott
Variety, en , 29‘03‘‘
s
Close Up: Glenn Close
The Hollywood Reporter, en , 5‘09‘‘
s
gGeschrieben
Besprechung Tages-Anzeiger
Christoph Schneider
s
Interview mit Glenn Close
Berliner Zeitung / Christian Aust
s
Besprechung cineuropa.org
Kaleem Aftab
s
Wir verwenden Cookies. Mit dem Weitersurfen auf cinefile.ch stimmen Sie unserer Cookie-Nutzung zu. Mehr Infos in unserer Datenschutzerklärung.