Mission: Impossible - Fallout

Christopher McQuarrie, USA, 2018o

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Nach einer missglückten Mission wird Geheimagent Ethan Hunt mit den Konsequenzen seiner vergangenen Taten konfrontiert. Währenddessen sieht sich die Welt einer schweren nuklearen Bedrohung ausgesetzt und unter der Führung des neuen IMF-Chefs Alan Hunley müssen Ethan, seine Kollegen Benji Dunn und Luther Stickell sowie MI6-Agentin Ilsa Faust in einem Wettlauf gegen die Zeit einmal mehr eine Katastrophe verhindern.

Schon klar, neue Impulse sind von dieser Serie nicht zu erwarten. Die Story ist einmal mehr Beigemüse, das Augenmerk liegt stattdessen auf den Stunts, die Tom Cruise auch mit 56 noch selbst macht. Es fällt aber auf, dass sich Cruise zunehmend als eine Art Heiland inszeniert, der ganz persönlich für das Wohl der Welt verantwortlich ist.

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Der Wert, der Freunden des Actionkinos hier verkauft wird, heißt totale Verlässlichkeit. Ja, Ethan Hunt alias Tom Cruise sieht immer noch jung und fit aus. Ja, es gibt hochwertige Stunts und Verfolgungsjagden, schöne Frauen, Täuschung und Gegentäuschung, Gimmicks mit Gummigesichtsmasken, Hängen über Abgründen und in letzter Sekunde entschärfte Atombomben. Um Hunt richtig einzuheizen, wurde von Regisseur Christopher McQuarrie diesmal sogar Henry Cavill engagiert, der aktuelle Superman. Und was bitte brauchen wir, in den Zeiten von Trump und Seehofer, wenn nicht totale Verlässlichkeit?

Tobias Kniebe

Galerieo

02.08.2018
© Alle Rechte vorbehalten Süddeutsche Zeitung. Zur Verfügung gestellt von Süddeutsche Zeitung Archiv
Tages-Anzeiger, 27.07.2018
Wie man mit Beschränktheit brilliert

Körperliche Höchstleistungen und Stunts sind das Kapital von Tom Cruise. In «Mission: Impossible – Fallout» zeigt er einmal mehr, wie das geht. Und was er eigentlich nicht kann.

Von Hans Jürg Zinsli

Er ist so etwas wie der Duracell-Hase unter Hollywoods Grossverdienern: Tom Cruise, der sich 1986 mit dem Fliegerspektakel «Top Gun» in die Topstar-Liga katapultierte, rennt 32 Jahre später immer noch unermüdlich gegen das Böse an. Mehr noch: Im reifen Alter von 56 Jahren traut er sich körperliche Herausforderungen zu, die jüngere Kollegen leer schlucken lassen.

In «Mission: Impossible – Fallout», dem sechsten Teil der seit 1996 laufenden Agentenserie, flieht Cruise auf dem Motorrad im Gegenverkehr durch Paris, er springt aus einem Flugzeug in Gewitterwolken, er übt sich in Freeclimbing und einer Helikopter­verfolgungsjagd in Kashmir, und er sprintet wie ein getriebenes Jo-Jo über Londoner Hausdächer. Wobei sich der Schauspieler bei letzterem Stunt den Knöchel brach und mehrere Wochen pausieren musste.

Markenzeichen von Cruise

Berufsrisiko, mag man einwenden, aber genau dies ist das Markenzeichen und das Kapital von Tom Cruise. Dieses berserker­hafte Sich-Reinhängen, dieses körperliche Über-sich-Hinaus­wachsen, dieser vorbehaltlose Vorwärtsdrang machen seine Performances sehenswert. Zugleich ist das natürlich auch eine Flucht vor dem, was er nicht kann: Zwischentöne zeigen, Geheimnisse offenbaren, doppeldeutige Charakterzüge durchschimmern lassen.

Anders gesagt: Subtilität, Anspielungen und Geheimniskrämereien sind nichts für Cruise. Macht nichts, denn erstens hat er dies längst begriffen und ist zweitens so clever, sich als Filmproduzent fast ausschliesslich Rollen zu sichern, die ihn in seiner mimischen Beschränktheit nicht behindern, sondern voranbringen. Sturheit als Stärke, so würde man das vielleicht bei Scientology nennen, jener zweifelhaften Organisation, für die der Star seit den Achtzigerjahren Werbung macht.

Sturheit im Film bedeutet allerdings nicht, dass Cruise ausschliesslich Actionhelden verkörpern würde. Eine seiner bemerkenswertesten Darstellungen war die des frauenverachtenden Sexgurus («Respect the cock!») im Episodendrama «Magnolia» (1999). Cruise spielte die Nebenrolle des wild wütenden Bühnenmackers so leinwandfüllend, dass er dafür seine dritte von bislang drei Oscarnominationen erhielt. Oder dann «Collateral» (2004), eines jener raren Werke, in denen Cruise den «bad guy» verkörpert – als Auftragskiller im Massanzug, der keine Miene verzieht, wenn seine Zielpersonen das Zeitliche segnen. Physische Anstrengungen gibts da zwar auch zu sehen, aber in erster Linie geht es um den Schockeffekt, wenn Cruise über Leichen geht und damit das Gegenteil dessen verkörpert, wofür er sonst steht. Das Gute.

Angezogene Handbremse

Diese Filme, die nicht seinem typischen Image zudienten, verschafften dem Star Respekt. Doch weitere Überraschungseffekte blieben in den letzten Jahren aus. In Science-Fiction-Filmen wie «Oblivion» (2013) oder «Edge of Tomorrow» (2014) agierte Cruise als austauschbare Hülle und mit angezogener Handbremse. Als Teil des «Dark Universe», das alte Horrorklassiker für ein jüngeres Publikum auffrischte («The Mummy», 2017), sah man ihn läppische Grimassen schneiden. Lustig war das nicht, gruselig schon gar nicht.

Da ist es ganz gut, wenn Cruise wieder in seine Paraderolle in der Serie «Mission: Impossible» schlüpft und dabei geradezu empathische Charakter­züge offenbart. Etwa wenn sich Ethan Hunt bei der Frage «Sind Millionen von Menschen mehr wert als ein einzelnes Leben?» nicht entscheiden mag, sondern beides retten muss.

In «Fallout» von Christopher McQuarrie ist es der Sprengstoffexperte Luther (Ving Rhames), den Hunt vor dem Tod bewahrt und dafür einen Koffer mit Plutonium-Sprengköpfen aus der Hand gibt. Um diesen wieder zu bekommen, wendet sich der Held an eine Vermittlerin namens Weisse Witwe (Vanessa Kirby) und wird dabei von einem muskulösen CIA-Agenten (Henry Cavill) beschattet. Der Preis für den Koffer: Hunt soll dem inhaftierten Anarchisten Solomon Lane (Sean Harris), bekannt aus dem Vorgängerfilm «Rogue Nation», zur Flucht verhelfen.

Wenn der Weltenretter zum Schulbub wird

So wird «Mission: Impossible – Fallout» zur turbulenten Hetzjagd durch halb Europa sowie zum Verwirrspiel mit zahllosen (Geheim-)Organisationen. Und immer dann, wenn die Lage aussichtslos scheint, meint Hunt trocken: «Ich lass mir was einfallen.» So weit, so unterhaltsam.

Überraschenderweise ist es dann aber eine leise Szene, die von diesem beeindruckenden 150-Minuten-Brimborium bleibt: Als eine französische Polizistin versehentlich Hunts Fluchtauto entdeckt, fleht der Held sie an: «Gehen Sie weg, bitte gehen Sie weg!» Da wird der Weltenretter plötzlich zum Schulbub. Und man meint für einen Augenblick so etwas wie mitfühlende Bestimmtheit in Cruise’ Blick zu erkennen, eine Scheu, eine Kraft, eine Verletzlichkeit gar, die man fast als Subtilität bezeichnen könnte.

© Alle Rechte vorbehalten Tages-Anzeiger. Zur Verfügung gestellt von Tages-Anzeiger Archiv
The Atlantic, 24.07.2018
© Alle Rechte vorbehalten The Atlantic. Zur Verfügung gestellt von The Atlantic Archiv
Variety, 10.07.2018
© Alle Rechte vorbehalten Variety. Zur Verfügung gestellt von Variety Archiv
Film Club: "M:I - Fallout" (discussion)
A.A. Dowd/ Ignatiy Vishnevetsky / avclub.com
en / 27.08.2017 / 8‘22‘‘

Videokritik: "Mission: Impossible - Fallout"
Ursula Scheer / Frankfurter Allgemeine Zeitung
de / 24.07.2018 / 3‘26‘‘

The cast recalls the most dangerous stunts
Graham Norton / The Graham Norton Show
en / 28.01.2018 / 6‘29‘‘

Documentary on the original TV series
Shatner Method / N.N.
en / 17.09.2016 / 12‘50‘‘

Tom Cruise bricht sich den Knöchel
/ Variety
en / 16.08.2017 / 1‘02‘‘

Filmdateno

Genre
Abenteuer, Action
Länge
147 Min.
Originalsprache
Englisch
Bewertungen
cccccccccc
ØIhre Bewertung7.7/10
IMDB-User:
7.7 (376245)
Cinefile-User:
< 10 Stimmen
KritikerInnen:
< 3 Stimmen

Cast & Crewo

Tom CruiseEthan Hunt
Rebecca FergusonIlsa Faust
Vanessa KirbyWhite Widow
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Bonuso

iGefilmt
Film Club: "M:I - Fallout" (discussion)
avclub.com, en , 8‘22‘‘
s
Videokritik: "Mission: Impossible - Fallout"
Frankfurter Allgemeine Zeitung, de , 3‘26‘‘
s
The cast recalls the most dangerous stunts
The Graham Norton Show, en , 6‘29‘‘
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Documentary on the original TV series
N.N., en , 12‘50‘‘
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Tom Cruise bricht sich den Knöchel
Variety, en , 1‘02‘‘
s
gGeschrieben
Besprechung Süddeutsche Zeitung
Tobias Kniebe
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Hans Jürg Zinsli
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Peter Debruge
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