Gravity

Alfonso Cuarón, GB, USA, 2013o

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Die brillante Bio-Medizinerin Dr. Ryan Stone geht auf ihre erste Weltraum-Mission. An ihrer Seite ist der Astronaut Matt Kowalski, ein Veteran auf seinem letzten Trip ins All vor dem Ruhestand. Doch ein Routineausflug der beiden Astronauten außerhalb der Raumkapsel endet im Desaster. Das Shuttle wird zerstört, Ryan und Matt befinden sich plötzlich ganz alleine in den dunklen Tiefen des Weltraums - um sie herum nur Stille. Die Raumfahrer haben jeglichen Kontakt zur Erde verloren und es gibt keine Aussicht auf eine Rettung, während ein Verbindungsband wenigstens verhindert, dass sich die beiden auch noch gegenseitig verlieren. Jeder Atemzug frisst etwas mehr von dem wenigen Sauerstoff, den sie noch haben, und schließlich wird Angst zu Panik. (TMDB)

Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr nichts?, grübelte der Philosoph Leibniz. Das fragt man sich auch in der bildmächtigen Ballade «Gravity», die im Nichts des Alls spielt, wo trotzdem ständig etwas ist -- vor allem furchtbar munteres Geplauder. Aber die Bilder sind von ungeheurer Pracht, und der Mexikaner Alfonso Cuarón verdichtet den existenziellen Pas de deux im Unendlichen zu einem Weltallthriller von höchst elektrisierender Spannung.

Pascal Blum

Leben im Weltraum ist nicht möglich, sagt der Film zu Beginn, aber dann nimmt Regisseur Alfonso Cuaron das, jedenfalls was das Kino betrifft, gleich wieder zurück. Mit Bildern schwerelosen Schwebens, die eine Art Heiterkeit beschwören, im Hintergrund die bunte Erde, ein Triumph der modernsten Kino-Computertechnik. Und der Eindruck bleibt, auch wenn plötzlich Weltraumtrümmer ihr zerstörerisches Werk verrichten, Houston schweigt und George Clooney und Sandra Bullock in schlimme Kalamitäten und schreckliche Isolation geraten. Auch der Kollege James Cameron war hin und weg: Der beste Weltraumfilm überhaupt.

Fritz Göttler

Zwei US-amerikanische Astronauten, ein Mann und eine Frau, die auf Forschungsmission im All unterwegs sind, geraten in einen Trümmer-Regen von Satellitenbruchstücken. Ihr Shuttle wird zerstört, der Rest der Mannschaft getötet. Allein hilflos im Weltraum treibend, müssen sie versuchen zu überleben. Das ins All verlegte Kammerspiel um zwei Figuren spielt zwar mit etwas trivialen Durchhalte- und Opfermythen, bleibt dabei aber nicht stehen, sondern weitet sich dank einer furiosen, höchst eindrucksvoll raumwirksamen Inszenierung zum melancholischen Drama, das dem Motiv der Eroberung des Weltalls jedes Pathos austreibt zugunsten des Szenarios einer fundamentalen Krise.

N.N.

La perfection faite science-fiction. Gravity est sans nul doute une œuvre magnifique, qui consacre le vide comme objet ultime de fascination.

Frédéric Mignard

Un film unique dans l’Histoire du cinéma. Du jamais vu à voir impérativement sur un très, très grand écran. L’expérience sensorielle la plus aboutie jamais filmée. A la sortie, on envie déjà tous ceux qui vont la vivre pour la première fois.

Simon Riaux

A travers son histoire, Alfonso Cuarón embrasse l’évolution de l’espèce dans sa totalité. Intime et épique, micro et macro, Gravity, qui fait à la fois de l’homme une fourmi et un géant, est sensuel comme un ballet, froid comme un cauchemar, hypnotique du début à la fin.

Olivier Bonnard

Galerieo

Neue Zürcher Zeitung, 02.10.2013
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Spiegel Online, 30.09.2013
© Alle Rechte vorbehalten Spiegel Online. Zur Verfügung gestellt von Spiegel Online Archiv
Tages-Anzeiger, 05.10.2013
«Astronauten sind keine Machos mehr»

Alfonso Cuarón hat mit «Gravity» ein Kammerspiel im All gedreht. Das intime Spektakel gilt bereits als Anwärter auf die Oscars.

Von Florian Keller

«Gravity» ist eigentlich ein Paradox: ein Film wie ein experimenteller Blockbuster. War das Absicht?Es freut mich, dass Sie sagen, der Film sei experimentell. Aber darum ging es uns nicht. Für uns war es immer eine metaphorische Reise: Der Weltraum draussen als Raum der Innerlichkeit, das war die Idee. Dann kam der ganze Albtraum mit der Technik. Es dauerte unglaublich lange, bis wir technisch so weit waren, um das alles nach unseren Vorstellungen zu realisieren. Wenn man mittendrin steckt, konzentriert man sich nur auf die Probleme, die es zu lösen gilt. Und wir waren bis zuletzt nicht sicher, ob der Film wirklich funktionieren würde. Wir hatten uns schon fast damit abgefunden, dass es ein Desaster wird.

Was ist Ihnen wichtiger: die Geschichte oder die Art und Weise, wie Sie die Geschichte erzählen?Weder noch. Das Wichtigste für mich ist Kino. Dazu gehört alles: Ton, Schauspiel, Drehbuch, Musik, Dialoge, Kulissen, die Kamera. Das sind aber bloss die Werkzeuge im Dienst des Kinos. Ich halte es für falsch, das Kino in Beziehung zur Literatur oder zum Theater zu setzen. Das hat für mich nichts mit Kino zu tun, das ist einfach nur langweilig. Und die Filme, die sich daran orientieren, ertrage ich nicht. Für mich ist Kino abstrakter, es hat mehr mit Musik zu tun. Die Story ist immer nur ein Werkzeug unter vielen.

Ihnen geht es also um das Kino als Gesamtkunstwerk?Nein, nein! (lacht laut) Ich strebe sicher nicht danach, als Künstler im Sinne von Wagner zu einem gottgleichen Wesen zu werden. Das war ja der grosse Fehler der Romantiker: dass sie die Kunst in die Nähe des Göttlichen erheben wollten. Aber natürlich, in einem bodenständigeren Sinn geht es mir durchaus um ein Gesamtkunstwerk – und zwar insofern, als das Kino eine eigene Sprache mit eigenen Regeln ist, die man auch brechen kann. Mich stört, wenn ein Film daherkommt wie ein bebildertes Buch. Und in diesen Fällen ist es sogar noch okay. Denn die meisten Filme kommen ja daher wie Audiobooks. Da können Sie ins Kino gehen, die Augen schliessen, und wenn Sie am Ende des Films die Augen öffnen, haben Sie gar nichts verpasst. Weil Ihnen alles, was es zu verstehen gab, vorgesprochen wurde.

Ihr Film «Gravity» ist nun wirklich alles andere als ein bebildertes Buch. Ich fühlte mich manchmal mehr an ein Ballett erinnert. Würden Sie das unterschreiben?In gewisser Weise, ja. Wegen der Technik, die wir benutzten, mussten die Darsteller ja in einem abstrakten Raum spielen – fast wie Balletttänzer, die sich auf einer leeren Bühne bewegen. Es war alles eine Frage von genau geprobten Choreografien, an die sich die Darsteller halten mussten. Aber sehen Sie, wir behelfen uns hier auch wieder mit Attributen aus anderen Sprachen, um das Kino zu beschreiben. Es ist immer verlockend, etwas Choreografisches im Film mit Ballett zu vergleichen. Oder auch, andere Aspekte «poetisch» zu nennen. Dabei hat doch jede Kunst ihre eigene Sprache. Am Ende geht es um die Erfahrungen, die uns das Kino vermittelt. Um die Gefühle und Gedanken, die es auslöst.

Nun ist «Gravity», abgesehen von diesem poetischen Spektakel im All . . .. . . sehen Sie! Poetisch. Da gehts schon wieder los (lacht laut).

Jedenfalls: «Gravity» ist ja auch ein intimes Drama über eine Frau, die sich nach dem Tod ihrer Tochter ins Leben zurückkämpft. War das von Anfang an so angelegt?Ja, die Frau, die durch die Leere driftet, als Opfer ihrer Trägheit, bis zu ihrer Wiedergeburt: Das alles stand von Anfang an so im Drehbuch.

Die Idee zum Film stammt von Ihrem Sohn, das Drehbuch haben Sie gemeinsam geschrieben. Wie muss man sich diese Zusammenarbeit vorstellen?Wir arbeiten zusammen, ganz einfach. Wenn wir schreiben, gibt es keinen Vater, keinen Sohn. Wir sind einfach zwei Autoren. Einer ist stur, der andere weise.

Ist es eigentlich möglich, ins Weltall zu reisen, ohne zum Philosophen zu werden?Lustig, dass Sie das sagen. Die meisten Astronauten, mit denen wir sprachen, sind sehr technische Personen. Das sind absolute Spezialisten auf ihrem Gebiet, aber gleichzeitig haben sie alle eine philosophische Ader. Wenn die von ihren Erfahrungen im All erzählen, klingt das fast schon nach New Age. Das sind sehr empfindsame Menschen. Astronauten sind heute keine Machos mehr, wie das vielleicht früher der Fall war.

Was auffällt: Es gibt keine Aliens in Ihrem Film – höchstens als Spielzeug im Raumschiff.Das freut mich, dass Sie die Aliens entdeckt haben! Ja, die einzigen Aliens im Film sind Spielsachen. Ich erinnere mich, wie wir den Film in einem sehr frühen Stadium den Leuten vom Studio zeigten. Die Animation war noch sehr rudimentär, und diese Leute hatten ihre umfangreichen Fragebögen dabei – vergessen Sie nicht, wir sind in Hollywood. Und Sie können sich nicht vorstellen, wie viele dieser Leute den Film nicht mochten, weil sie Monster und Aliens erwarteten. Lustig, nicht? Die sehen Weltraum, also erwarten sie irgendwelche Monster und Aliens. Ein anderes Beispiel: Wenn ich die subjektive Kamera benutze, fragen mich die Leute oft, ob ich von Videospielen beeinflusst bin. Dabei war «Space Invaders» das letzte Videogame, das ich spielte.

Das muss dreissig Jahre her sein.Ja, und wenn Sie heute in einem Film mit subjektiver Kamera drehen, assoziieren das die Leute gleich mit virtueller Realität, wegen der Videospiele. Das ist doch seltsam. Dabei entspricht das einfach unserem natürlichen Blick.

Die Schauspieler stecken meist im Raumanzug. Mir scheint, Sie haben grosse Sorgfalt auf den Rhythmus des Atems verwendet?Ja, der Atem war natürlich fundamental, vor allem bei Sandra Bullock. Wir haben eigens eine Karte ihrer Atemgeräusche erstellt, um die Intensität zu definieren, die wir zu jedem gegebenen Zeitpunkt erreichen wollten. Der Film handelt ja auch von diesem geheimnisvollen Quell des Lebens, den wir mit anderen Tierarten gemein haben, und der Atem ist ein zentraler Aspekt dieses Lebenstriebs. Der Atem ist der Ursprung von allem, und er entzieht sich unserer Kontrolle. Wir glauben zwar, dass wir ihn beherrschen können, aber Sie können sich zum Beispiel nicht umbringen, indem Sie einfach aufhören zu atmen.

Ich hätte manchmal gerne etwas weniger aufdringliche Musik und weniger Gerede gehabt. Haben Sie es mit mehr Stille probiert, und es hat nicht funktioniert – oder stand das nie zur Debatte?Was Soundeffekte angeht, sind wir sehr nah an der Realität geblieben. Ein französischer Astronaut hat mir gestern bestätigt, dass die Tonspur im Film genau seiner Erfahrung entspreche. Ja, wir haben mit der Stille experimentiert. Aber das führte vor allem dazu, dass die Stille manchmal gar nichts mehr bedeutete. Wenn es in einem Film ganz still ist, hören Sie nämlich nicht die Stille, sondern das Kino: die Leute neben Ihnen, die sich in ihrem Sitz bewegen oder Popcorn essen. Abgesehen davon wars einfach langweilig ohne Ton. Stimmt, es gibt keinen Ton im Weltall. Aber in Filmen gibt es Musik. Und wir reden hier von einem Film. Wir haben übrigens eine Technik entwickelt für Leute, die den Ton und die Musik im Film nicht mögen. Sie haben dann die Option, so zu machen (hält sich die Ohren zu).

© Alle Rechte vorbehalten Tages-Anzeiger. Zur Verfügung gestellt von Tages-Anzeiger Archiv
The Guardian, 07.11.2013
© Alle Rechte vorbehalten The Guardian. Zur Verfügung gestellt von The Guardian Archiv
Mocking Trailer
/ ScreenJunkies
en / 03.08.2015 / 4‘07‘‘

Interview Sandra Bullock, Alfonso Cuaroón
/ Nerdist
en / 25.07.2013 / 7‘22‘‘

Why CG Sucks (Except It Doesn't)
/ RocketJump Film School
en / 03.08.2015 / 7‘39‘‘

Review
Von / Huffington Post
en / 130‘42‘‘

Filmdateno

Genre
Science Fiction, Drama
Länge
90 Min.
Originalsprache
Englisch
Bewertungen
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ØIhre Bewertung7.7/10
IMDB-User:
7.7 (860513)
Cinefile-User:
< 10 Stimmen
KritikerInnen:
< 3 Stimmen

Cast & Crewo

Sandra BullockDr. Ryan Stone
George ClooneyMatt Kowalski
Ed HarrisMission Control (voice)
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Bonuso

iGefilmt
Mocking Trailer
ScreenJunkies, en , 4‘07‘‘
s
Interview Sandra Bullock, Alfonso Cuaroón
Nerdist, en , 7‘22‘‘
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Why CG Sucks (Except It Doesn't)
RocketJump Film School, en , 7‘39‘‘
s
gGeschrieben
Besprechung Neue Zürcher Zeitung
Susanne Ostwald
s
Besprechung Spiegel Online
David Kleingers
s
Interview Alfonso Cuarón
Tages-Anzeiger / Florian Keller
s
Besprechung The Guardian
Peter Bradshaw
s
hGesprochen
Review
Huffington Post / en / 130‘42‘‘
s
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