Le cercle rouge
Jean-Pierre Melville, Frankreich, Italien, 1970o
Der Meisterdieb Corey kommt frisch aus dem Knast und beginnt gleich mit der Planungen für seinen nächsten Coup: ein Überfall auf ein perfekt gesichertes Pariser Juweliergeschäft. Seine Komplizen sind der entflohene Häftling Vogel und der ehemalige Polizeischarfschütze und Alkoholiker Jansen, der allerdings erst einmal sein Delirium tremens überwinden muss. Während sie den Einbruch vorbereiten, ist ihnen zudem schon der hartgesottene Kommissar Mattei auf der Spur.
Mit Le cercle rouge schuf Jean-Pierre Melville das unbestrittene Meisterstück in der Reihe von Gangsterfilmen, die der grosse französische Fan des amerikanischen Genrekinos seit den mittleren fünfziger Jahren inszenierte. Die Figuren, Flic wie Dieb, haben das Pokerface und den seltsamen Ehrenkodex der Unterwelt vollkommen verinnerlicht und agieren in einem durchstilisierten Kosmos aus graublauen Herbstfarben wie auf Knofpdruck. Was sie denken oder fühlen, interessiert Melville nicht, was zählt, sind – wie in der praktisch zeitgleich entstandenen Philosophie des Existenzialismus – nur ihre Handlungen. Höhepunkt und Bravourstück dieses hyperlakonischen Stils ist die vollkommen lautlose Einbruchssequenz, mit der Melville offensichtlich die entsprechende Szene von Jules Dasins legendärem Einbrecherfilm Du Rififi chez les hommes zu übertreffen suchte – für den er ursprünglich als Regisseur vorgesehen war. Gekrönt wird sie vom spontanen Einfall des ausgenüchterten Alkoholikers Montand, einen fingernagelgrossen Alarmknopf auf 15 Meter Distanz freihändig abzuschiessen.
Andreas FurlerNur Melville konnte dieses seltsame Universum aus irrealen Bildern und vernebelten Landschaften schaffen, aus denen fahle Marionetten ohne Seele auftauchen.
Jean TulardNach Le Samouraï und L'armée des ombres schien eine Steigerung im Schaffen Melvilles kaum noch möglich. Doch Le cercle rouge bewies nicht nur, dass Melville der unerreichte Meister des Unterweltfilms war, sondern auch, dass es ihm gelungen war, in ein triviales Genre einen Grad handwerklicher Perfektion und erzählerischer Präzision einzubringen, die mit strenger Stilisierung und formaler Vollendung einhergehen
Hans GerholdFilm le plus proche de l'idéal de Jean-Pierre Melville, un mélange du Trou de Jacques Becker et du Pickpocket de Bresson. La plus belle œuvre de poursuite d'après-guerre de Melville se délecte dans le silence, la concentration inaltérable des garçons perdus pour transformer un paysage en mutation, des policiers, des bandits et des lâches, en objet aussi parfaitement symétrique qu'il puisse être.
Scout TafoyaUne démonstration virtuose de la géométrie de l'action cinématographique.
La RédactionSeul Melville pouvait recréer cet étrange univers d'images irréelles, de paysages brumeux.
Jean Tulard